Gedanken
"Musik ist Sprache" - Markus Schirmer über die Kunst der Interpretation, über fließende Übergänge und Grenzüberschreitungen. Gestaltung: Ursula Burkert
28. August 2016, 09:05
"Es steht genug in den Noten. Ein Interpret sollte nicht versuchen, gescheiter zu sein als der Komponist." So definiert sich die Grundhaltung des aus Graz stammenden Pianisten Markus Schirmer, dessen Interpretationen von Schubert-Sonaten mit dem "Preis der deutschen Schallplattenkritik" ausgezeichnet wurden und auch seine Auseinandersetzung mit Haydn findet großen Anklang. Vor Beethoven hatte er lange Respekt, als Kind war ihm dessen Musik beinahe unheimlich, inzwischen findet Markus Schirmer immer mehr interpretatorische Anknüpfungspunkte in Beethovens Klaviersonaten: "Einerseits wirkt sie zerklüftet, ungestüm, andererseits kann sie lyrisch sein" sagt Markus Schirmer über Beethovens Musik.
Große Musikalität und die Fähigkeit mit dem Klavier Geschichten zu erzählen werden dem Pianisten Markus Schirmer zugeschrieben, aber auch eine ungewöhnliche künstlerische Vielseitigkeit, die im Rahmen der internationalen Musikmesse "Euromusic" mit dem "Music Manual Award" ausgezeichnet wurde. Außerdem scheut der Musiker nicht davor zurück, die Grenzen der E-Musik zu überschreiten und den Brückenschlag zu den unterschiedlichsten Musikformen zu wagen. Ausdruck dessen ist "Scurdia", ein Improvisationsprojekt, welches Musiker/innen aus allen Teilen der Welt - wie etwa den Oud-Spieler Risgar Koshnaw aus dem Irak, den Percussionisten Ismael Barrio aus Venezuela, die Geigerin Marina Bkhiyan aus Armenien, den New Yorker Tubisten Jon Sass und einige andere auf der Bühne vereint. Weltmusik meets Klassik auf besondere Weise: Schirmer & Friends wollen starre Grenzen gegen neue Perspektiven eintauschen. Durch Hinfühlen, Zuhören, Annähern soll in spontaner Improvisation Freches, Verblüffendes, aber auch Intimes entstehen und dabei eine völlig frische Sicht auf die Musik und ihren Reichtum freigeben.
Die Grenzüberschreitungen führt Markus Schirmer noch weiter, wenn er sich mit dem Schauspieler Wolfram Berger auf poetisch-musikalische Achterbahnfahrten begibt und Programme wie "Engel im Kopf" oder "Alaskagrill" oder "Leben ist immer lebensgefährlich", einen etwas anderen Erich-Kästner-Abend auf die Bühne bringt. Auch da werden die Sehnsucht des Musikers nach Humor und das Überwinden der Grenzen der sogenannten Hochkultur spürbar.
Markus Schirmer hat im Vorjahr ein neues Musikfestival ins Leben gerufen: ar|:s:|onore - das Internationale Musikfest findet heuer zum 2. Mal von 1. bis 4. September 2016 wieder auf Schloss Eggenberg in Graz statt.
