Nachtquartier

Die rote Erzherzogin - Über Herrschaftsgeschichte und wer diese schreibt. Schriftsteller Martin Prinz zu Gast bei Elisabeth Scharang. Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79, Mails an nachtquartier(at)orf.at.

Es ist ein opulentes Werk, das Martin Prinz dieser Tage frisch gedruckt auf den Tisch legt, und er hat viele Jahre daran gesessen. Es wird auch kein Zufall sein, dass er just während der Arbeit an dem Roman "Die letzte Prinzessin" einen Dokumentarfilm über Männer und Väter gedreht hat. Die Rollenzuschreibungen für Männer und Frauen, die daraus erwachsenen gesellschaftlichen Verhältnisse, all das führt schnurstracks zu einer der Hauptfragen des Buches: Wer schreibt Geschichte? Wer lenkt unseren Blick in die Vergangenheit und entscheidet über die Zusammenhänge, die wir daraus herstellen?
"Unsere Geschichte wäre eine andere, hätten Frauen sie geschrieben. Frauen wie Elisabeth Petznek, die so gut wie in allen Facetten Herrschaft am eigenen Leib verspürte und deren Lebensgeschichte die Kraft hat, Gänge in unsere Gegenwart zu graben und unsere Aufmerksamkeit auf deren doppelte Böden zu lenken," sagt der Autor Martin Prinz.

Die Romanheldin in "Die letzte Prinzessin" ist Elisabeth Petznek und sie war die einzige Tochter des Kronprinzen Rudolf. Als Erzherzogin Elisabeth von Österreich war sie die Lieblingsenkelin des Kaisers und hat keine Gelegenheit ausgelassen, die engen Grenzen des Herrscherhauses auszuloten und zu sprengen.
Als Elisabeth Windisch-Graetz, deren Adelstitel 1919 aufgehoben wurde, lebte sie mit ihren Kindern in Schloss Schönau in Niederösterreich. Dort, neben den Munitionsfabriken und den trostlosen Arbeitersiedlungen, hat sie sich der Idee der Sozialdemokratie verschrieben, ist 1925 der Partei beigetreten und war bis zu ihrem Tod 1963 in engen Kontakt mit Bruno Kreisky.

Neben der historischen Romanfigur gab es für Martin Prinz noch einen weiteren Anreiz an der Arbeit zu diesem Buch: "Es war wie ein Versuchslabor, in dem gilt, herauszufinden, wie man solche Geschichten erzählt; mit welchen erzählerischen Mitteln sich deren Nerven freilegen lassen, anstatt sie bloß mit beruhigender Patina zu versehen."

Im Nachtquartier erzählt der 1973 geborene und in Wien lebende Autor Martin Prinz über seine Zeit mit der Romanfigur der roten Erzherzogin und warum er sich dazu entschieden hat, so tief in deren Lebensgeschichte dieser Frau einzutauchen.
Er denkt über heutige Frauen- und Männerbilder nach und in wie weit diese wandelbar sind. Und er beantwortet die Frage, welche Schlüsse er für das heutige Österreich und seine gesellschaftspolitischen Zustände zieht, wenn er den Bogen zur Habsburger Monarchie zieht.

Als Kind wollte Martin Prinz Sportreporter werden, als Jugendlicher war er Meister in der Langlauf-Staffel und machte später den Läufer und Bankräuber Johann Kastenberger zum Helden seines ersten Romans "Der Räuber" (2002).
Sein neues Buch "Die letzte Prinzessin" erschienen bei Suhrkamp stellt der Autor am 15.September bei einer Lesung im HAMAKOM vor.

Rufen Sie an, machen Sie mit unter 0800 22 69 79, oder schreiben Sie uns an nachtquartier(at)orf.at.

Service

15.09.2016 20:00 Uhr
Buchpräsentation Martin Prinz
Die letzte Prinzessin
Eintritt frei
Theater Nestroyhof - HAMAKOM


Nachruf für Elisabeth Petznek in der Arbeiterzeitung 1963
Theater Nestroyhof - HAMAKOM

Sendereihe

Playlist

Urheber/Urheberin: Kristin Hersh
Titel: Nerve Endings
Ausführender/Ausführende: Kristin Hersh
Länge: 03:30 min
Label: 4ad

Urheber/Urheberin: Lou Reed
Titel: Femme Fatale
Ausführender/Ausführende: The Velvet Underground
Länge: 02:33 min
Label: Universal

Urheber/Urheberin: Winehouse
Urheber/Urheberin: Ronson
Album: Back To Black
BACK TO BLACK
Ausführender/Ausführende: Amy Winehouse
Länge: 03:56 min
Label: Island/Universal 602517142114 LC00407

Urheber/Urheberin: Cash
Album: American Recordings
LIKE A SOLDIER
Ausführender/Ausführende: Johnny Cash
Länge: 02:01 min
Label: American 123685

weiteren Inhalt einblenden