Menschenbilder

Gefoltert, vertrieben und eingebürgert - Erick Zott, Chilene und Wiener. Gestaltung: Petra Herczeg und Rainer Rosenberg

Es war der 11. September, der Erick Zotts Leben radikal veränderte. Am 11. September 1973 putschte eine Junta von chilenischen Militärs gegen den Präsidenten Salvador Allende und mit demselben Tag begann eine Verfolgung der Anhänger der gestürzten Regierung Chiles. Mehr als 3000 Menschen wurden ermordet oder sind "verschwunden", es gab zehntausende politische Gefangene.

Einer von ihnen war Erick Zott, im Februar 1975 wurde er in die berüchtigte "Colonia Dignidad" des deutschen Sektengründers und später wegen Kindesmissbrauchs verurteilten Paul Schäfer gebracht, wo er regelmäßig gefoltert wurde. In den zwei Jahren seiner Gefangenschaft war Zott in insgesamt 36 unterschiedlichen Geheimlagern der chilenischen Diktatur. Vor dem Putsch war er Studentenfunktionär der marxistischen Partei MIR, nach dem Putsch war er mit Genossen in den Untergrund gegangen, 1975 wurde er vom Geheimdienst verhaftet.

Erick Zott ist einer der Chilenen, die in den 1970er Jahren in Österreich Exil fanden, zunächst lebte er in Wien Simmering in einem Komplex, der schon Jahrzehnte zuvor Flüchtlingen aus Ungarn zur Verfügung gestellt worden war. "Macondo" nannten es die Chilenen, nach dem Dorf in Gabriel Garcia Marquez' Roman "100 Jahre Einsamkeit". Zott fand einen Job und gründete die Latino Bar "Floridita" und engagiert sich für ein Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft zum Beispiel beim Fußballclub UN Alianza Latina.
Jahrzehnte nachdem er ausgebürgert wurde konnte er wieder nach Chile fahren, und er hatte eine sehr ambivalente Erkenntnis: er war nicht sicher, ob nun Österreich oder Chile seine Heimat ist.

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