Menschenbilder

"Es gibt eine Seelen-Erinnerung, die man in sich trägt"- Die Psychotherapeutin und Kinderärztin Eva Umlauf. Gestaltung: Heinz Janisch

"Die Nummer auf Deinem Unterarm ist blau wie Deine Augen" heißt ihr Erinnerungsbuch, das kürzlich im Verlag Hoffmann und Campe erschienen ist.
Die Ärztin und Psychotherapeutin Eva Umlauf hat das Konzentrationslager Auschwitz überlebt. Sie ist die jüngste Überlebende, der man noch eine Nummer eintätowiert hat. Sie war zwei Jahre alt. 66 Jahre später hat sie im früheren Konzentrationslager am Jahrestag der Befreiung eine Gedenkrede gehalten.
Am 19. Dezember 1942 kam Eva Umlauf in Novaky, einem Arbeitslager in der Slowakei, auf die Welt. Ihr Vater wurde verschleppt und ermordet. Die kleine Eva kam mit ihrer Mutter am 2. November 1944 nach Auschwitz. "Die Erinnerung mischt sich immer mit Erzähltem", sagt Eva Umlauf, die heute als Kinderärztin und Psychotherapeutin in München lebt. "Aber es gibt eine tiefe unbewusste Erinnerung, die Seelen-Erinnerung, die man in sich trägt."
Das Mädchen wird im Lager krank, sie bekommt Tuberkulose und Gelbsucht. Sie kämpft ums Überleben. Ihre Mutter ist selbst erst 21 Jahre alt und ist mit drei Kindern in Auschwitz. Die Mutter und die Kinder überleben, sonst werden alle Familienangehörigen ermordet.
Nach der Zeit in Auschwitz erlebt Eva Umlauf schwierige Jahre in der Slowakei, bis sie 1966 heiratet und in den Westen übersiedelt. "Die Erinnerungskultur wird sich ändern", sagt Eva Umlauf. "Es ist wichtig, dass wir jetzt über all das reden, was uns wiederfahren ist."

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