Europa-Journal

1. Nach dem Brand im Lager Moria auf Lesbos - verzweifelte Flüchtlinge, entnervte Inselbewohner
2. Europa und die Angst vor dem Verlust der "eigenen Werte"
3. Kein Flughafenbau in Nantes - Mobilisierung der sozialen Bewegungen in Frankreich
4. Was blieb vom jüdischen Leben in Lemberg?

Moderation: Brigitte Fuchs

Nach dem Brand im Lager Moria auf Lesbos - verzweifelte Flüchtlinge, entnervte Inselbewohner

Das Feuer Montagnacht im Flüchtlingslager Moria hat wieder gezeigt, wie dramatisch die Situation auf der griechischen Insel Lesbos ist. Der sogenannte Hotspot ist überfüllt. Die Frustration der Menschen, die dort seit Monaten warten müssen, steigt. Auch die Bewohner des Dorfes Moria sind immer wütender über die Lage. Ihre Hilfsbereitschaft ist in Ablehnung umgeschlagen. 5000 Flüchtlinge seien einfach zu viel für ein Dorf mit 1200 Einwohnern, sagen sie. Währenddessen sind griechische Behörden und Hilfsorganisationen dabei, die zerstörten Unterkünfte im Camp wieder neu aufzubauen. Ein Lokalaugenschein von Wolfgang Landmesser


Europa und die Angst vor dem Verlust der "eigenen Werte"

"Unsere Werte" - nicht selten ist diese Wortkombination zu hören, vor allem dann, wenn es um geflüchtete Menschen geht, die hier in Europa ein neues zu Hause finden wollen. Die Angst, die eigenen Werte zu verlieren, besteht in vielen europäischen Gesellschaften. Dabei flüchten viele Menschen genau wegen dieser Werte nach Europa. Sie wollen in ihrer Menschenwürde respektiert werden und erwarten sich ein Europa, das sich für Menschenrechte einsetzt. Doch manche müssen enttäuscht werden. Überfüllte Einrichtungen, unzureichende Betreuung, sexueller Missbrauch von Frauen oder Kinder, die verschwinden und keine Kindheit erfahren, gehören mittlerweile zum europäischen Alltag. Kompromittiert Europa die Werte, die seine Daseinsberechtigung ausmachen? Verspielt Europa die Ideale, für die es einst gestanden ist? Michael O´Flaherty, Direktor der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte hält nichts von europäischen Werten - er spricht von universellen Werten. Nermin Ismail hat mit ihm gesprochen.


Kein Flughafenbau in Nantes - Mobilisierung der sozialen Bewegungen in Frankreich

Vergangener Woche fanden in Frankreich in Dutzenden Städten Demonstrationen gegen die Arbeitsrechtsreform statt, obwohl diese bereits im August in Kraft getreten ist. Diese Demonstrationen markierten die Fortsetzung der sozialen Bewegung "Nuit Debout", deutsch in etwa "aufrecht durch die Nacht". Das neue Arbeitsgesetz ist nicht der einzige soziale Brennpunkt in Frankreich: Seit vielen Jahren mobilisieren Umweltgruppen und lokale Bauern gegen ein Flughafenprojekt in der Nähe von Nantes, im Nordwesten Frankreichs. Alexander Behr hat die Umwelt-Aktivsten getroffen


Was blieb vom jüdischen Leben in Lemberg?

Bis zum Zweiten Weltkrieg waren rund 30 Prozent der Bewohner in der ostgalizischen Stadt Lemberg Juden. Fast alle wurden im Holocaust vertrieben oder vernichtet. Diese Geschichte wurde in der Sowjetunion, zu der Ostgalizien als Teil der Ukrainischen Sowjetrepublik dann gehörte, nicht thematisiert. Auch in der seit 1991 unabhängigen Ukraine dauerte es eine Weile, bis man sich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen begann. In Lemberg hat dieser Prozess inzwischen spürbar an Dynamik gewonnen. Anfang September wurde die erste Gedenkstätte zur Erinnerung an die Jahrhunderte jüdischer Geschichte der Stadt und an die Opfer des Holocaust in Lemberg eröffnet. Ein Bericht von Brigitte Voykowitsch

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