Gedanken für den Tag

von Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas Wien. "Worauf es ankommt". Gestaltung: Alexandra Mantler

Armut in Österreich

Anita H. hat ein altes Haus, das sie nicht heizen kann. Sie hat verschiedene Gelegenheitsjobs, von denen sie ohne Leistungen aus der Mindestsicherung nicht leben kann. Die Alleinerzieherin hat zwei Kinder, die ohne Luxus aufwachsen - Schulausflüge, die nur mit Ach und Krach bezahlt werden können, keine Urlaube am Meer.

Nach Abzug aller Fixkosten bleiben der Niederösterreicherin knapp 350 Euro im Monat für Essen, Heizen und Besorgungen des täglichen Bedarfs: 11,66 Euro pro Tag für drei Personen.

Wenn immer wieder über Menschen in der sozialen Hängematte diskutiert wird, diskutieren wir auch über Frauen wie Anita H. und ihre Kinder. Menschen, denen wir in unseren Sozialberatungsstellen Tag für Tag begegnen. Diese Polemik macht mich fassungslos und sie ist gefährlich. Weil ich sehe, wie sich dadurch Neid und Hass in der Gesellschaft verbreiten.

Und weil ich überzeugt bin, dass wir nicht damit beginnen sollten, armutsbetroffene, geflohene oder arbeitslose Menschen gegeneinander in Stellung zu bringen. Tun wir das, untergraben wir Werte, die uns in den vergangenen Jahrzehnten weit gebracht haben: gesellschaftliche Solidarität und Zusammenhalt.

Bischof Franz Kamphaus hat einmal gesagt: "Der Mensch hat nicht Wert. Er hat Würde." Diese Würde in den Blick zu nehmen, meint auch, auf Menschen wie Anita H. nicht zu vergessen. Das meint auch, sich als Gesellschaft die Frage zu stellen, ob wir den Wohlstand einzig am Bruttonationalprodukt und am Konsum bemessen wollen. Oder ob gesellschaftlicher Reichtum nicht viel mehr bedeutet, dafür zu sorgen, dass möglichst alle Menschen ein Leben in Würde führen können. Dabei kommt es auf jede und jeden einzelnen von uns an.

Im Umgang mit meinem Nachbar. In der Verantwortung für meinen Nächsten. Und in der Zuwendung für zu pflegende Angehörige, für Menschen, die zum Betteln gezwungen sind oder für jene, die vor Krieg und Terror geflohen sind. Es geht nicht um Almosen, sondern um die Einsicht, dass wir Verantwortung tragen - für uns selbst und füreinander.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Georg Philipp Telemann/1681 - 1767
Titel: Ouvertüre für 2 Oboen, Streicher und B.c. in B-Dur - Tafelmusik III Nr.1
* Bergerie, un peu vivement - 2.Satz (00:02:31)
Orchester: The Amsterdam Baroque Orchestra
Leitung: Ton Koopman
Solist/Solistin: Monica Huggett /Violine
Solist/Solistin: Alison Bury /Violine
Solist/Solistin: Ku Ebbinge /Oboe
Solist/Solistin: Michel Henry /Oboe
Ausführender/Ausführende: Ton KOOPMAN/2.10.1944 Zwolle, NL
Länge: 02:00 min
Label: Erato 75394

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