Menschenbilder

Die Kraft des Wortes, der Journalist und Autor Klaus Harpprecht. Gestaltung: Petra Herczeg und Rainer Rosenberg

Am 21.9.2016 ist Klaus Harpprecht 89-jährig nach schwerer Krankheit in seiner südfranzösischen Wahlheimat in La Croix-Valmer an der Cote d´Azur gestorben. Eine "erstaunliche Synthese von Kultur und Politik, Macht und Geist, Journalismus und Literatur" sei Harpprecht, Träger vieler Auszeichnungen, in seinem Lebenswerk gelungen stellte 2011 die Jury des Theodor-Wolff-Preises fest.

Harpprecht war ein Tausendsassa, der nicht nur zusammen mit Michael Naumann die "Andere Bibliothek" herausgegeben hat, sondern sich publizistisch immer in das Tagesgeschäft eingemischt hat und für die "Zeit", "Cicero" und die "taz" geschrieben hat. Er veröffentlichte eine umfangreiche Biografie über Thomas Mann, setzte sich als ehemaliger Rednerschreiber für Willy Brandt mit diesem in seinem Buch "Im Kanzleramt. Tagebuch der Jahre mit Willy Brandt" auseinander, schrieb über den deutschen Gefängnispfarrer und Widerstandskämpfer Harald Poelchau, verfasste eine Biografie über "Die Gräfin Marion Dönhoff" und veröffentlichte 2012 "Arletty und ihr deutscher Offizier, die Geschichte einer Liebe zwischen dem französischen Filmstar Arletty und einem deutschen Wehrmachtoffizier.

2014 hat Harpprecht seine Erinnerungen mit dem Titel "Schräges Licht: Erinnerungen ans Überleben und Leben" herausgebracht. In diesem Werk setzt sich der Journalist, Autor und Politikberater, der seit den 1950er Jahren als Journalist für Fernsehen, Hörfunk und verschiedene Zeitungen gearbeitet hat und Chef des S. Fischer Verlags war, mit seiner Kindheit, Jugend und seinem Leben insgesamt auseinander, eingewoben in die politischen Ereignisse.

Über seinen Erinnerungsband sagte er in einem Interview, dass man "als Mensch in fortgeschrittenen Jahren" darauf aufpassen müsse, dass man, wenn man an "den Rand des biologischen Daseins" rücke, nicht der Versuchung unterliege, sich wichtiger zu nehmen als man war, denn: "Von daher kommt Alterseitelkeit - und die muss man im Zaum halten".

Klaus Harpprecht war auch ein "Poet des Journalismus" - im Jahr 2004 hat er an der Wiener Universität Vorlesungen über den Journalismus gehalten. Und er sah sich immer als Autor und Journalist, nie als Publizist: "Publizist, sage ich gern - Publizist nennen sich in Amerika die Pressetanten und Presseonkel der kleinen Starlets in Hollywood. Die haben einen Publizisten. Der verkündet gelegentlich, welche Zahncreme oder welche Fuß-Creme die Damen und Herren benutzen.

Journalist ist, wenn man den Beruf gewissenhaft ausführt, und als eines der Hauptinstrumente der Abwehr der Langeweile betrachtet, eine sehr schöne Berufsbezeichnung", so Klaus Harpprecht über seine Herzensangelegenheit die Welt zu beobachten und kommentierend zu beschreiben.

Klaus Harpprecht war mit Renate Lasker verheiratet, die die Konzentrationslager Auschwitz und Bergen-Belsen überlebt hat.

Service

Literatur:

Der Aufstand. Vorgeschichte, Geschichte und Deutung des 17. Juni 1953 (als "Stefan Brant"). Steingrüben, Stuttgart 1957.

Der fremde Freund. Amerika: eine erlebte Geschichte. DVA, Stuttgart 1982.
Die Lust der Freiheit. Deutsche Revolutionäre in Paris. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989.

Am Ende der Gemütlichkeit. Ein österreichisches Tagebuch. Claassen, Düsseldorf 1987.

Georg Forster oder die Liebe zur Welt. Eine Biographie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1990.

Thomas Mann. Eine Biographie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1995.
Mein Frankreich. Eine schwierige Liebe. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1999.

Die Leute von Port Madeleine. Dorfgeschichten aus der Provence. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2000.

Im Kanzleramt. Tagebuch der Jahre mit Willy Brandt. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2000.

Harald Poelchau. Ein Leben im Widerstand. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2004.

Auf der Höhe der Zeit? Journalismus, der schönste, der schrecklichste aller Berufe. Picus, Wien 2005.

Die Gräfin Marion Dönhoff Eine Biographie. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2008.

Arletty und ihr deutscher Offizier. Eine Liebe in den Zeiten des Krieges. S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2012.

Schräges Licht: Erinnerungen ans Überleben und Leben, Autobiografie. S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2014.

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