Gedanken für den Tag

26. September 2016, 06:56

Mich faszinieren Gärten seit ich schauen, riechen, schmecken und tasten kann; also eigentlich von jeher. Weil sie Orte der Ermutigung, der Schönheit, der Genauigkeit, der Heilung sind.

Sie sind Studiengebiete für Bewegungen der Zweige, für Geräusche, die man sonst woanders nicht hört, für Millionen Farben. Allein die verschiedenen Schattierungen von Grün kommen mir unendlich vor. Ich mache oft Expeditionen in irgendeinen Wald oder in einen Park oder eben in einen Garten, und denke mir: Findest du irgendwo zwei Grün, die sich gleich sind? Und das ist kaum zu finden.

Für mich ist das auch etwas, was ich immer gern inszeniert habe, wo ich sehr viel lernen durfte über Geduld, über Sich-nicht-wichtig-machen, über die eigene Vergänglichkeit, denn einen Garten gibt es dann noch 300 Jahre, wenn man ein Glück hat 500 Jahre, nachdem man ihn angelegt hat. Und zum Unterschied zu uns, und allen, die jetzt zuhören, wird er jeden Tag schöner. Und das ist eigentlich eine einzigartige Qualität und wenn ich einen Monat nicht in Marokko war, oder mir in Italien, am Gardasee den Garten nicht angeschaut habe; jedes Mal, wenn ich komme, hat er sich wieder etwas geschaffen, womit er mich und andere erstaunen kann, womit er mich tief berühren kann, womit er mich ins Still-sein, ins Nachdenken führt.

Das sind ja die idealen Meditationsorte, das sind die Orte, wo sich Liebende verabreden, weil sie denken, das ist eine Art von Behütung dessen, was ihnen gerade an Wunder wiederfährt. Es ist oft der Platz, wo sich alte Leute hinschleppen, wenn die ersten Sonnenstrahlen im Frühjahr wieder kommen und sagen: "Ich hab's doch noch über den Winter geschafft."

Service

Anima

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler