Radiogeschichten Spezial

Marokko: "Bilqiss". Von Saphia Azzeddine. Aus dem Französischen von Birgit Leib. Gestaltung: Peter Zimmermann.
Es liest Andrea Bröderbauer

Die junge Witwe Bilqiss soll gesteinigt werden, weil sie anstelle des betrunkenen Muezzin zum Morgengebet gerufen hat und zudem Make-up, Stöckelschuhe und sogar einen Lyrikband besitzt. Bilqiss jedoch lässt sich den Mund nicht verbieten, sie verteidigt sich selbst vor dem überforderten Richter. Tags im Gerichtssaal, nachts in ihrer Zelle, wo er sie bald regelmäßig besucht. Rhetorisch geschickt und außerdem klug entlarvt sie die obszöne Fehlinterpretation des Korans und die scheinheilige Moral, erzwingt Tag um Tag den Aufschub ihrer Hinrichtung.

Die Weltöffentlichkeit verfolgt den Fall, schon ziert das Antlitz der Angeklagten amerikanische Solidaritäts-Tassen. Eine jüdische Journalistin reist an, um sich selbst ein Bild und eine große Reportage über den Fall zu machen.

Wütend und witzig erzählt dieser Roman die Geschichte einer freien Frau in einem islamischen Land. Saphia Azzeddine schreibt mit viel Ironie, dabei ist es ihr bitter ernst. Bilqiss wird sich nicht beugen, nicht um Verzeihung bitten.

Eine Sendung im Rahmen des Ö1 Schwerpunktes "Nebenan - Marokko".

Service

Saphia Azzedine, "Bilqiss", Roman, Deutsch von Birgit Leib; Klaus Wagenbach Verlag

Sendereihe

Gestaltung

  • Peter Zimmermann