Gedanken für den Tag

1. Oktober 2016, 06:56

Marokko ist ein Kaleidoskop unterschiedlicher Vielfaltsorgien, möchte ich beinahe sagen. Es ist natürlich in mancher Hinsicht ein Dritte-Welt-Land. Es gibt dort viele Nöte, viel an Armut, und ich bin dort nicht als Tourist, sondern ich bin dort als Mitarbeiter.

Wir haben eine Schule mitgegründet, wo Frauen und Kinder gleichzeitig lesen und schreiben lernen. Solche Sachen muss man ständig machen, wenn man dort lebt, da kann man nicht einfach als Made im Speck sitzen und sagen: "Mir geht's gut, das genügt mir". Aber damit will ich weder renommieren noch besonders drauf hinweisen, ich will nur sagen, das ist selbstverständlich. Wenn man das nicht tut, dann wird es einem dort auch in keinster Weise Glück bringen.

Ich lebe quasi in einer Art von Oase, Marrakesch ist eine Oase; und genau vor meinem Arbeitstisch, in einer Entfernung von etwa 25, 30 Kilometer, beginnt der Atlas anzusteigen, und geht bis auf 4300 Meter und ist ein Drittel Jahr schneebedeckt. Immer, wenn es bei mir regnet, schneit es da oben. Das ist ein unglaublicher Anblick. Gleichzeitig hat Marokko den Atlantik und das Mittelmeer. Gleichzeitig hat es savannenartige Landschaften. Es hat die Sahara. Es hat die blühendsten und fruchtbarsten Landwirtschaftsflächen.

Es hat die herrlichen Berber, die Ureinwohner von Marokko, die eine ganz eigene Kultur, eine ganz eigene Sprache haben. Es hat einen großen Respekt vor Minderheiten. Es ist das einzige arabische Land, in dem Juden in der Regierung sind, wo der König die Synagogen herrichten lässt für sein vieles Geld, das er natürlich hat. Und Marrakesch ist ein Ort, der begabte Menschen aus der ganzen Welt anzieht, und zwar seit Ewigkeiten.

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Anima

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler