Erasmus-Brücke in Rotterdam

AP/PETER DEJONG

Gedanken für den Tag

von Rupert Klieber, Theologe, Historiker und Professor für Kirchengeschichte. "Größe und Tragik eines Humanisten" - Zum 550. Geburtstag des Erasmus von Rotterdam. Gestaltung: Alexandra Mantler

Ob Erasmus von Rotterdam 1466 oder 1469 geboren wurde, ist bis heute umstritten. Wir sind jedenfalls auf der sicheren Seite, wenn wir schon heuer seinen 550. Geburtstag feiern. Unstrittig aber ist, dass er zu den bedeutendsten Geistern seiner Zeit gehörte. In den kommenden Tagen will ich darlegen, warum es lohnt, sich an ihn zu erinnern.

Sein Name ist heute primär Studierenden vertraut. Erasmus-Stipendien haben Tausenden jungen Menschen ein Studium im Ausland ermöglicht und den geistigen Horizont erweitert. Die Programme hätten keinen würdigeren Namensgeber finden können: Erasmus hat sich schon früh am Wissensdurst einer Bildungsbewegung infiziert, der die revolutionär neue Technik des Buchdrucks den Boden bereitete - die Nachwelt nannte sie "Humanismus".

Wissen und Eloquenz erwarb der gebürtige Holländer mit Studien in Frankreich, England und Italien. Die Meisterschaft im damals von allen Gelehrten beherrschten Latein sicherte ihm eine internationale Leserschaft. Nichts davon war ihm in die Wiege gelegt worden. Erasmus war das uneheliche Kind einer Arzttochter und eines Klerikers. Die Eltern sorgten zwar für eine gute Ausbildung, wurden aber früh Opfer der Pest. Die bedrängte soziale Lage nötigte ihn zum Eintritt ins Kloster, das ihm bald zu eng wurde. Viele weitere Jahre fand er als Studiencoach für Söhne aus besseren Häusern ein Auskommen, blieb auf Förderung und Gönner angewiesen. Bescheidenen Wohlstand erreichte er erst fünfzigjährig.

Auch heute müssen sich viele Studierende mit Nebenjobs finanzieren und danach über Jahre mit Projekten und Praktika über Wasser halten. Man kann unserer Gesellschaft nur wünschen, dass sich dennoch viele von ihnen den Wissensdurst und die Ausdauer eines Erasmus zu Eigen machen.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Pierre de la Rue/um 1460 - 1518
Gesamttitel: BLOCKFLÖTENMUSIK AUS DER ZEIT DER RENAISSANCE
Titel: Ma bouche rit - höfisches Lied
Ausführende: Ensemble Sesquitertia
Ausführender/Ausführende: Odile Bernard /Blockflöte
Ausführender/Ausführende: Patricia Laval /Blockflöte
Ausführender/Ausführende: Gerard Scharapan /Blockflöte
Ausführender/Ausführende: Robin Troman /Blockflöte
Länge: 02:00 min
Label: ADDA 581180

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