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Brita Steinwendtner: "Der Welt entlang - Vom Zauber der Dichterlandschaften"

Die Autorin Brita Steinwendtner ist eine leidenschaftliche Literatur-Vermittlerin. Ihr neues Buch aus dem Haymon-Verlag trägt den Titel "Der Welt entlang - Vom Zauber der Dichterlandschaften". In atmosphärisch dichten und sprachlich einfühlsamen Essays porträtiert die Autorin sechzehn Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ihrem ganz persönlichen Lebensumfeld. Ob Steinwendtner mit dem ukrainischen Romancier Juri Andruchowytsch seine Heimatstadt Iwano-Frankiwsk durchstreift oder den Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg am Zürichsee besucht, ob sie die deutsch-kroatische Autorin Marica Bodrozic in Berlin aufsucht oder Martin Pollack in seinem südburgenländischen Landidyll - stets geht es Steinwendtner darum, den von ihr Porträtierten in ihrer jeweiligen Individualität gerecht zu werden.

Den Schriftsteller Robert Menasse suchte Brita Steinwendtner in seiner zeitweiligen Zweit-Residenz Brüssel auf; in einer vollkommen anderen Welt als Robert Menasse waltet die Dichterin Friederike Mayröcker. Sie lebt und arbeitet seit Jahrzehnten in einem Zinshaus in der Zentagasse in Wien-Margareten. Wenn Mayröcker die Sehnsucht nach Natur überkommt, bricht sie mitunter zu einem Spaziergang in den nahegelegenen Beserlpark auf.

Einer der amüsantesten Texte in Brita Steinwendtners Buch handelt von Hubert Achleitner - besser bekannt als Hubert von Goisern. Als Teenager, so ist da zu erfahren, stieg Hubert an schulfreien Nachmittagen des Öfteren in den Personenzug nach Attnang-Puchheim, um die große, weite Welt zu erkunden. Soll heißen: Es zog ihn ins sieben Kilometer entfernte Bad Ischl - für den jungen Hubert damals fast so etwas wie eine Weltstadt:

Ein Künstler wie Hubert von Goisern, meint Brita Steinwendtner, sei ohne die Kenntnis seiner Herkunftsregion nicht zu verstehen. Und das Widerständige, das Rebellische im Wesen des Hubert von Goisern habe unmittelbar mit seiner Abkunft aus dem oberösterreichischen Salzkammergut zu tun.

Vor Jahren hat Hubert von Goisern dem kommunistischen Schriftsteller Ernst Kain ein Häuschen an der "Ewigen Wand" direkt über Goisern abgekauft. Von hier aus kann der Musiker auf die letzten Ausläufer des Dachstein-Massivs hinüberschauen. Das ist freilich nicht der einzige Ausblick, den auch Brita Steinwendtner im Verlauf ihrer Buch-Recherchen genießen durfte: Mit Alfred Komarek überblickte sie die Weinberge des Pulkautals und an der Seite Brigitte Kronauers die flach-herbe Elblandschaft bei Hamburg. Steinwendtner hat dabei mehr gesehen als nur landschaftliche Schönheiten.- Gestaltung: Günter Kaindlstorfer

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