Dimensionen - die Welt der Wissenschaft
Das Vivarium.
Experimentelle Biologie im Wiener Prater.
Eine Spurensuche von Birgit Dalheimer
31. Oktober 2016, 19:05
Sie erforschten die Vererbung erworbener Eigenschaften bei Kröten oder die Sexualhormone bei Ratten, und sie züchteten über 700 Tierarten: Wissenschafter und auffallend viele Wissenschafterinnen der 1902 gegründeten "Biologischen Versuchsanstalt" am Gelände des Wiener Praters. Zu den Bekanntesten zählten Paul Kammerer und Eugen Steinach, aber auch Alma Mahler assistierte eine Zeit lang an der BVA.
Ihre Experimente, die im so genannten "Vivarium", einem ehemaligen Aquarium, in den ersten vier Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts durchgeführt wurden, erwiesen sich in vielerlei Hinsicht als bahnbrechend. In der BVA fanden auch Wissenschafter, deren akademische Karrieren an der zunehmend antisemitischen Universität Wien verhindert wurden, ein inspirierendes und weltoffenes Forschungsumfeld. - 1938, nach dem sogenannten Anschluss, kam das abrupte Ende für die BVA. Viele in der Nazi-Zeit vertriebene oder ermordete Mitarbeiter gerieten in Vergessenheit. Erst in jüngster Zeit wird die bewegte Geschichte des Vivariums aufgearbeitet und die Aktualität der dort geleisteten Forschungsarbeit wiederentdeckt.
Service
Klaus Taschwer, Johannes Feichtinger, Stefan Sienell, Heidemarie Uhl (Hgg.), "Experimentalbiologie im Wiener Prater. Zur Geschichte der Biologischen Versuchsanstalt 1902-1945." Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2016.
Klaus Taschwer, "Der Fall Paul Kammerer. Das abenteuerliche Leben des umstrittensten Biologen seiner Zeit." Hanser Verlag, 2016.
Klaus Taschwer, "Hochburg des Antisemitismus. Der Niedergang der Universität Wien im 20. Jahrhundert." Czernin Verlag, 2015.
Sendereihe
Gestaltung
- Birgit Dalheimer