ORF/THOMAS RAMSTORFER
Aus dem Konzertsaal live
ORF Radio-Symphonieorchester Wien, Dirigent: Cornelius Meister; Wiener Singakademie; Ernst Kovacic, Violine; Simone Schneider, Sopran; Tanja Ariane Baumgartner, Mezzosopran; Torsten Kerl, Tenor; Adrian Eröd, Bariton.
Ernst Krenek: Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 op. 29 (1924) (in der Pause) Der mythische Klang der Wahrheit - Mahlers "Klagendes Lied". Johannes Leopold Mayer im Gespräch mit Univ. Prof. Dr. Christian Glanz von der Musikuniversität Wien Gustav Mahler: Das klagende Lied für Soli, Chor und Orchester (Mischfassung; 1879/80; 1899) (Übertragung aus dem Großen Konzerthaussaal in Wien in Dolby Digital 5.1 Surround Sound). Präsentation: Eva Teimel
2. Dezember 2016, 19:30
Die Flöte bringt es an den Tag. Als sie am Hochzeitstag der Königin gespielt wird, trauen die Festgäste ihren Ohren nicht. Der Bräutigam nämlich hat seinen Bruder erschlagen, um die Königin freien zu können. Nun rächt sich der Ermordete, denn die Flöte des Spielmanns ist aus einem Knochen des Toten geschnitzt und kann nur eine einzige Melodie: das Lied vom Brudermord.
"Ich habe mich als Mahler gefunden"
"Der singende Knochen" heißt das Märchen bei den Grimms, "Das klagende Lied" bei Bechstein. Gustav Mahler vermischte beide Märchen, nahm weitere Quellen hinzu und schuf am Ende ein Werk zwischen Lied und Symphonik, zwischen Volkston und spätromantischem Riesenorchester. Der 20-jährige Komponist war, als er die Partitur beendete, ebenso stolz wie selbstbewusst: "'Das klagende Lied' ist mein erstes Werk, in dem ich mich als ,Mahler' gefunden habe."
Das Konservatorium lehnt ab
Diese Meinung teilten nicht alle. Die 1880 fertiggestellte Partitur war so eindeutig von der Gigantomanie der Spätromantik geprägt, dass sie von der Jury des Wiener Konservatoriums nicht zur Aufführung angenommen wurde. Mahler verkleinerte das Orchester, strich den ersten Satz und stieg zur Uraufführung dieser Fassung 1901 selbst auf das Dirigentenpodest.
Fassung von Pierre Boulez
Heute hat sich eine Fassung durchgesetzt, mit der Pierre Boulez "Das klagende Lied" in den 1970er Jahren wieder salonfähig machte und die auch das RSO Wien am 2. Dezember aufführt: mit den originalen drei Sätzen, aber in reduzierter Besetzung. Die ist freilich noch immer stattlich und enthält u. a. ein komplettes Fernorchester - für die Hochzeitsmusik wie für die innere Stimme des skrupellosen Königs. Im Vergleich mit den Symphonien Mahlers ist das Werk mit komplettem Fernorchester, vier Solisten und Knabensopran noch immer selten zu hören, gehört aber zum Schönsten und Aufregendsten, das Mahler je geschrieben hat.
Violinkonzert des Schwiegersohns
Das RSO Wien eröffnet das Programm mit dem Violinkonzert von Ernst Krenek, komponiert 1924. Krenek war in diesem Jahr (und nur in diesem!) mit Mahlers Tochter Anna verheiratet und hatte sich gerade mit der Herausgabe zweier Sätze aus Mahlers Nachlass um dessen letztes Werk, die Symphonie Nr. 10, verdient gemacht. Kompositorisch schlug Krenek allerdings andere Wege ein: Sein Violinkonzert mischt hoch expressive Melodik mit den Rhythmen der zeitgenössischen Tanzmusik. Heraus kommt dabei der leichte und frische Ton, den auch Weill, Hindemith und Milhaud in jenen Jahren anschlugen.
Text: Christoph Becher, Intendant RSO Wien
Service
Diese Sendung wird in Dolby Digital 5.1 Surround Sound übertragen. Die volle Surround-Qualität erleben Sie, wenn Sie Ö1 unter "OE1DD" über einen digitalen Satelliten-Receiver und eine mehrkanalfähige Audioanlage hören.
Sendereihe
Gestaltung
Übersicht
Playlist
Komponist/Komponistin: ERNST KRENEK/1900-1991
Titel: Konzert für Violine und Orchester Nr.1 op.29
* Presto - 1.Satz
* Adagio molto - 2.Satz
* Allegro vivace - 3.Satz
Solist/Solistin: Ernst Kovacic/Violine
Orchester: ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Leitung: Cornelius Meister
Länge: 20:00 min
Komponist/Komponistin: GUSTAV MAHLER/1860-1911
Titel: Das klagende Lied für Soli, Chor und Orchster (1. Satz aus der Urfassung, 2. und 3. Satz au der revidierten Fassung)
* I. Waldmärchen (1880)
* II. Der Spielmann (1899)
* III. Hochzeitsstück (1899
Orchester: ORF Radio-Symphonieorchester Wien
Chor: Wiener Singakademie
Choreinstudierung: Heinz Ferlesch
Solist/Solistin: Simone Schneider/Sopran
Solist/Solistin: Tanja Ariane Baumgartner/Mezzosopran
Solist/Solistin: Torsten Kerl/Tenor
Solist/Solistin: Adrian Eröd/Bariton
Solist/Solistin: Oskar Stadler/Knabenalt (Solist des Tölzer Knabenchores)
Solist/Solistin: Laurenz Ströbl/Knabenalt (Solist des Tölzer Knabenchores)
Choreinstudierung: Peter Sefcik (Musikalischer Betreuer der Solsten des Tölzer Knabenchores)
Solist/Solistin: Camilo Delgado/Tenor
Solist/Solistin: Juyoung Kim/Bass
Leitung: Cornelius Meister
Länge: 62:00 min