Zimtsterne

DPA/FEDERICO GAMBARINI

Gedanken für den Tag

Reinhard Deutsch lässt ein Licht aufgehen

von Reinhard Deutsch, Verleger und Autor. "Kerzenfarben sind mehr als eine Mode" - Über Bewirken-Können und Erwarten-Dürfen. Gestaltung: Alexandra Mantler

"Mehr Licht!" wird gerne als Goethes letzte Worte kolportiert - ungeklärt bleibt, ob er die Vorhänge aufgezogen wissen wollte oder doch schon den Blick in eine andere Welt richtete. "So viel Licht!" möchte man staunen beim Gang durch mittlerweile fast jede Geschäftsstraße, die vorweihnachtlich lichtgeflutet wird wie ein kleineres Fußballstadion.
Licht ist sichtbare elektromagnetische Strahlung. Auf manchem Haupt ist das nämliche Haar licht geworden. Licht ist es auch im Wald, wenn die Bäume weiter stehen, das Unterholz gelichtet ist, eine Lichtung sich auftut. Licht und lichter wird der Kaffee, fügt man etwas Milch hinzu.

In vielen frühdeutsch-germanischen Sprachformen sind Licht und Blitz, Glanz ein Begriff; ein Nachklang davon, wenn in der Klassik noch das Mündungsfeuer der Pistole als Licht bezeichnet wird. Ebenso verschwunden wie das Lichtschneuzen mithilfe der Lichtputzschere. Die Kerze hat das Licht verdrängt. Dagegen führt Nachdenken dazu, dass ein Licht aufgeht.

Das Licht ist etwas Besonderes, es war der erste Schöpfungsakt, ohne Licht gäbe es kein nennenswertes Leben. Jede Religion hat ihre Lichtsymbolik. Und wenn jetzt die Adventkranzkerzen allsonntäglich mehr werden, Lichter der Besinnung, der Hoffnung und der Freude der Finsternis der längsten Nächte entgegen setzen, so schimmern sie allemal heller als die Lichtorgien der Einkaufsstraßen. Das Rosa der 3. Kerze, die auf manchen Adventkränzen zu finden ist, steht für das "Gaudete!", das "Freuet euch!" dieses 3. Sonntags, der die Besinnlichkeit der Adventzeit, symbolisiert durch die drei Kerzen in der liturgischen Farbe Violett, unterbricht und auf das überzeitlich Kommende hinweist. Jeden Sonntag eine Kerze mehr, ein Schritt aus dem Dunkel . Und dem Glanz des Lichterbaumes am Weihnachtsabend kommt sowieso kaum etwas gleich. Warum also nicht Goethes letzte Worte ernst nehmen und es mit den weisen Sterndeutern des Evangelisten Matthäus halten - sich auf die Suche nach dem Licht begeben...

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Peter Iljitsch Tschaikowsky/1840 - 1893
Titel: DIE JAHRESZEITEN op.37a Nr.1 - 12, Charakterstücke für Klavier
* Nr.12 Dezember : Weihnachten (00:04:08)
Solist/Solistin: Vladimir Ashkenazy /Klavier
Länge: 04:08 min
Label: Decca 4665622

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