Modell mit einem Lederkleid von Yves Saint Laurent

AP/THIBAULT CAMUS

Salzburger Nachtstudio

Was uns anzieht.
Eine Expedition in die Tiefenstrukturen der Mode.
Gestaltung: Sabrina Adlbrecht

Mode im engsten Wortsinn - also die Fasson dessen, was wir am Leib tragen - war und ist weit mehr als bloßer Ausdruck einer sich rasch wandelnden Konsumkultur oder eine simple Abfolge von "Torheiten". Mode ist vielmehr sowohl Impuls als auch Ergebnis kultureller Dynamiken. Sie ist - als allgegenwärtige Erscheinung - auch das bedeutendste soziale Zeichensystem und war schon in der Vormoderne eines der erfolgreichsten Mittel gesellschaftlicher Abgrenzung. Sie spiegelt den jeweiligen Zeitgeist wider, ist wesentlich an der Ausbildung und Sicherung von Identität beteiligt und steuert bzw. reflektiert auch weitgehend das Rollenverhalten der Geschlechter. Was Mode grundsätzlich charakterisiert, ist die Suche nach Neuem, was sie ausmacht, sind Tempo, Vergänglichkeit und zyklische Bewegung.

Mit dem komplexen System Mode befassen sich so unterschiedliche Disziplinen wie Soziologie, Kunsttheorie, Literaturwissenschaften, Ethnologie, Philosophie, Psychologie und mittlerweile auch die Psychoanalyse.

Besondere Bedeutung unter den Modetheorien haben in letzter Zeit die "Fashion Studies" erlangt, die neuere Entwicklungen erforschen. Sie konstatieren vor allem emanzipatorische Tendenzen gegen das lange währende normierende Diktat von Designern und Industrie. Diese haben es nun mit breitenwirksamen "Street-Styles" und Modeblogs zu tun bekommen, die die unterschiedlichsten Stile verbreiten und teure Markenmode ironisieren oder verspotten. Gleichzeitig wirken diese neuen Phänomene wieder auf den institutionalisierten Modebetrieb zurück.

Bei all dem geht es letztlich wohl um das Verhältnis von Gesellschaft und Individualität, um den Widerstreit zweier Wünsche: Dem nach Nachahmung und dem des Sich-Abhebens von anderen. Aber kann es so etwas wie individuelle Mode überhaupt geben? Was definiert einen "eigenen Stil", und ist es nicht gerade der Wunsch nach Individualität, der gesellschaftliche Normierung befördert? - Diese Fragen beschäftigen Modetheoretiker schon seit langem. In den vergangenen Jahren dazugekommen sind Fragen der Nachhaltigkeit, Produktion und Globalisierungskritik - Stichwort "Ethical Fashion". In dessen Folge haben sich Mode und Politik einander angenähert, politische Bewegungen, so stellen Beobachter fest, werden auch modische und umgekehrt.

Mit Modeforschung aus verschiedenen Blickwinkeln, den aktuellen Trends der Kleidungskultur und deren Hintergründen beschäftigt sich diesmal Sabrina Adlbrecht im Salzburger Nachtstudio.

Sendereihe

Gestaltung