Kathrin Röggla

DPA/FREDRIK VON ERICHSEN

Ex libris

Von Netzen und Werken. Bücher, Menschen, Themen. Moderation: Peter Zimmermann

Kathrin Röggla: "Nachtsendung"

Die vielfach ausgezeichnete Hörspiel-, Theater- und Romanautorin Kathrin Röggla ist eine Analytikerin moderner beruflicher und privater Netzwerke. In ihrem Band "Nachtsendung" erkundet sie in 42 schlaglichtartigen Szenen Büros und Betriebe, Meetings und Tagungen, Wartehallen, Autobahnen und Freizeitressorts. Was die gebürtige Salzburgerin bei ihren Tauchgängen zutage fördert, sind pointierte Zustandsbeschreibungen unserer Gesellschaft. Erhellende Gegenwartsanalysen, künstlerisch anspruchsvolle Dokumente unseres Lebens in den 10er Jahren des 21. Jahrhunderts. - Gestaltung: Carsten Hueck

Kathrin Röggla: "Nachtsendung", S. Fischer Verlag


Lydia Mischkulnig: "Die Paradiesmaschine"

In ihrem Erzählband beweist die Kärntner Autorin wieder einmal wie witzig und dabei vergnügt bösartig die Kritik an der Gesellschaft und den lieben Mitmenschen sein kann. Sie erzählt vom heiratswilligen Dr. Adam, von Haushaltsgeräten, die sich gegen Doris verschwören oder von ihrer alten Heimat. Klar benennt sie alles was ihr wichtig erscheint. Dabei schont sie weder sich selbst, noch ihre Figuren, noch ihre Leserinnen und Leser. Vor allem eines wird aber auf jeder Seite spürbar: die absolute Liebe zur Literatur, zur Sprache und zum Schreiben. - Gestaltung: Michaela Monschein

Lydia Mischkulnig, "Die Paradiesmaschine", Erzählungen, Haymon Verlag


Wolfgang Straub: "Die Netzwerke des Hans Weigel"

Nach seiner Rückkehr aus dem Schweizer Exil 1945 baute Hans Weigel ein Beziehungsgeflecht auf, das ungefähr zwanzig Jahre lang höchst effizient auf den heimischen Kultur- vor allem aber den Literaturbetrieb einwirkte. Doch so umstritten er zeitlebens war, so wenig war er Agent in eigener Sache. Während Ingeborg Bachmann, Ilse Aichinger, Hertha Kräftner, Gerhard Fritsch oder Thomas Bernhard früh schon ihren Platz in wichtigen Verlagen fanden - die Karrieren von Kräftner und Fritsch endeten bald durch Freitod - blieb Weigel als Literat eher unbedeutend. Er war der bessere Förderer oder auch Verhinderer. Das machte ihn nicht unbedingt beliebt. Der Wiener Germanist Wolfgang Straub hat sich nun mit den Netzwerken des Hans Weigel befasst. Er ist zu Gast im Studio.

Wolfgang Straub, "Die Netzwerke des Hans Weigel", Sonderzahl Verlag


Gerhard Falkner: "Apollokalypse"

Der in Berlin lebende Dichter und Übersetzer Gerhard Falkner hat einen Roman über die Berliner Kulturszene der achtziger und neunziger Jahre geschrieben, die wiederum verbunden war mit dem politischen Untergrund. An die Luftschutzräume seiner Nürnberger Nachkriegskindheit erinnert sich Georg Autenrieth besser als an manche Episode später in Berlin. War tatsächlich er es, der bei einem konspirativen Treffen in einer Berliner Wohnung dabei war, wo Typen mit Waffen und Strickmasken einen terroristischen Anschlag planten? Gibt es etwa einen Teil seines Ichs, den er abgespalten und verdrängt hat? Ein sehr dichter, an literarischen Motiven und Verweisen überbordender Prosatext - ein starkes Romandebüt. - Gestaltung: Wolfgang Seibel

Gerhard Falkner: "Apollokalypse", Roman, Berlin Verlag


Peter Henisch: "Suchbild mit Katze"

Die Großeltern mütterlicherseits sind das Tor der Erinnerungen in Peter Henischs jüngstem Buch. Für das Kind ist es der vitale Ausnahme-Vater, ein Kriegsfotograf, dessen Arbeit und dessen Bilder auch die Wohnung und die Lebensumstände nach dem Zweiten Weltkrieg prägen. "Suchbild mit Katze" ist allein schon dadurch bemerkenswert, weil es so viele Details des Alltagslebens dieser Zeit wie nebenbei einfängt. Mit einem geradezu archäologischen Blick legt der Autor die Sicht frei auf Filme und Kinos, Lokale, Lieder, Kinderbücher, Erziehungsmethoden, Vorurteile und vieles andere. Souverän gestaltet er die Brüchigkeit und Subjektivität der Erinnerung und schafft gleichzeitig Detailszenen von großer Prägnanz. - Gestaltung: Cornelius Hell

Peter Henisch: "Suchbild mit Katze", Roman, Deuticke Verlag


Marie-Thérèse Kerschbaumer: "Chaos und Anfang"

Wo kommt das Universum her, wie hat es begonnen und welche Rolle ist uns Menschen darin zugewiesen? In einem weit ausholenden Poem sichtet Marie-Thérèse Kerschbaumer das Wissen der Welt über die Welt, fängt an mit der Genesis des Alten Testaments, blättert nach bei den griechischen Philosophen, liest sich fest in der "Göttlichen Komödie" und erkundigt sich nach den jüngsten Ergebnissen der Astrophysik. Ein Hohelied auf die menschliche Erfindungskraft, noch im Chaos ein System zu finden. - Gestaltung: Anton Thuswaldner

Marie-Thérèse Kerschbaumer: "Chaos und Anfang - Ein Poem", Wieser Verlag

Sendereihe

Gestaltung

  • Peter Zimmermann