Matinee

25. Dezember 2016, 11:03

Johann Sebastian Bachs Messe in h-Moll - immer wieder als einer der absoluten Höhepunkte abendländischer Musikkultur genannt, immer wieder als Summa der Bachschen Kunst der Komposition und der Durchgeistigung einer Partitur verherrlicht.

Im Erstdruck der Messe von 1818 hieß es: "Ankündigung des größten musikalischen Kunstwerks aller Zeiten und Völker".

Otto Kargl dirigierte das erst im 19. Jahrhundert als "Hohe Messe" benannte Werk beim Eröffnungskonzert des diesjährigen Festival Musica Sacra im Dom von St. Pölten. Er meint: "Man weiß, dass Bach ein künstlerisches Vermächtnis schaffen wollte, und das ist ihm auf dem Gebiet der Instrumentalmusik mit der ,Kunst der Fuge' gelungen und auf dem Gebiet der Vokalmusik mit der h-Moll-Messe." Bach hat dieses Opus magnum, für das keinerlei Auftrag, Anlass oder Aufführung bekannt sind, in seinen letzten Lebensjahren aus jenen älteren Kompositionen zusammengestellt, die ihm offenbar als seine besten erschienen, diese dabei nochmals gründlich überarbeitet und für ihre neue Funktion optimiert. Mit einigen neugeschaffenen Teilen ergänzte er das zu einem kompletten katholischen Messordinarium.

Warum diese sehr komplexe und geheimnisvolle Messe beim Publikum so gut ankommt? Bach war nicht nur strenger Kontrapunktiker und glaubensfester Protestant, sondern ein vollblütiger Mensch mit großer Familie und großem Freundeskreis. Er hat sich mit Menschen und der Vielfalt ihrer Emotionen ausgekannt. Jeder der 27 Textabschnitte wird von Bach mit einer bestimmten emotionalen Grundstimmung komponiert, die sich vom ersten Takt weg mitteilt. Hier ist das gesamte Spektrum menschlichen Empfindens versammelt, hier kann sich jeder Hörerin und jeder Hörer selber wiederfinden.

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