Zeit-Ton

12. Jänner 2017, 23:08

Nachdem er im Zuge der Arbeit an seinem Album "Eid" erste musikalische Beziehungen aufgebaut, erste Freundschaften geknüpft hatte, zog der Komponist und Oudist Sam Shalabi 2011 von Montreal nach Kairo. Das Album "The Big Mango" (wie Kairo von seinen Bewohner/innen auch genannt wird), geschrieben für Shalabis Super-Group "Land of Kush" ist nicht weniger als eine Liebeserklärung. Kein anderer Ort auf dieser Welt würde ihn mehr inspirieren, so der Künstler, und eine große Inspiration sei natürlich auch die damals gerade in vollem Gange befindliche Revolution gewesen, besonders die aufblühende Frauenbewegung. Die Rolle der Frau in der arabischen Welt ist immer wieder ein Thema in der musikalischen Arbeit von Shalabi, bedingt sie doch so vieles, wie der Musiker unterstreicht. Und für einen Augenblick hätte es damals 2011 tatsächlich so ausgesehen, als könnte sich nun alles ändern, Freiheit lag in der Luft.

Schnell aber verkehrte sich die Situation ins Gegenteil. Bald wurden die Frauen vom Tahrir-Platz Opfer systematischer sexueller Gewalt. Davon und von der schleichenden Fragmentierung der Gesellschaft unter der Herrschaft von Ägyptens neuen Machthabern erzählt Sam Shalabis Album "Music for Arabs". Nach der Musik auf "The Big Mango", die mit Leichtigkeit eine Brücke zu den Aufbrüchen des brasilianischen Tropicalismo schlägt, macht sich auf "Music for Arabs" Paranoia breit, während Shalabi direkt in das Herz der arabischen Kunstmusik vordringt, um die dort gebräuchlichen Modi, die im Korsett der Tradition gefangenen Maqamat, freizusprengen.

Sendereihe

• Sound Art: Zeit-Ton

Gestaltung

• Susanna Niedermayr