Pflanzen in einer Kapsel

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Radiokolleg - Essen aus dem Labor

Wie ernährt sich die Welt der Zukunft
(3). Gestaltung: Isabella Ferenci

Eine Pille, die eine ganze Mahlzeit ersetzt oder Maschinen, die Essen sozusagen aus der Luft herzaubern, man kennt das aus Science-Fiction- Filmen. Solche Zukunftsideen suggerieren, dass man durch Forschung den Hunger auf der Welt beenden und viele Ressourcenprobleme lösen könnte. Ganz so weit sind wir mit der Technologie allerdings noch nicht. Aber im Jahr 2050 werden neun Milliarden Menschen auf der Welt leben - und die herkömmlichen Methoden der Landwirtschaft werden sie kaum ausreichend und gesund ernähren können.

Vor allem die Viehzucht ist dabei ein Problem: Sie braucht Platz, viel Energie und gehört zu den großen Treibern des Klimawandels. Wenn man sich also fragt, wie die Welt von morgen aussehen könnte, dann spielt dabei eine große Rolle, woher Fleisch in Zukunft kommen wird. Setzen wir auf Ersatzprodukte, die Protein liefern und vielleicht in ihrer Form Fleisch imitieren, oder doch auf "richtiges" Fleisch - selbst wenn es vielleicht in sterilen Stahltanks wächst, und Tiere gerade mal eine Gewebeprobe dafür abgeben. Auch Milch und Eier kommen in Zukunft nicht notwendigerweise aus tierischer Produktion.

Sollte es der Wissenschaft gelingen, das auch wirtschaftlich machbar umzusetzen, bleibt die Frage, wie der Mensch diese synthetischen Nahrungsangebote annehmen würde. Es ist nicht neu, dass unser Essen künstliche Anteile enthält. An Geschmacksstoffe, Emulgatoren, Süßstoffe oder Nahrungsergänzungsmittel haben wir uns längst gewöhnt. Sie sollen genauso manche Eigenschaften unseres Essens optimieren, vom Geruch über die Haltbarkeit bis zur Konsistenz. Die gesundheitlichen Folgen solcher Zusätze sind vieldiskutiert. Können wir eigentlich einschätzen, was der Mensch zum Leben braucht, wie er es verarbeitet, und was ihm schadet?

Die Hersteller von Kompletternährungsprodukten glauben daran, dass diese Produkte eine rundum gesunde, allergenfreie und zeitsparende Alternative zu herkömmlichen Lebensmitteln sind. Mittlerweile gibt es Dutzende Anbieter solcher Pulver oder Riegel. Den Trend gestartet hat ein Start-Up namens "Soylent" - der Name ist angelehnt an einen Science-Fiction-Film, in dem die Ersatznahrung "Soylent Green" - hergestellt aus Menschen - die Massen ernährt. Das reale "Soylent" aber ist vegetarisch und zielt vor allem auf Effizienz ab.

Aber wo bleibt da der Genuss, fragen sich andere, die beim Essen nicht zuerst an Nährstoffzufuhr, sondern an ausgedehnte Abendessen und feinste Aromen denken. Avantgarde-Köche und -Köchinnen versuchen sich schon jetzt an futuristischen Rezepten: Sie experimentieren mit der idealen Mischung von Aminosäuren, der perfekt abgerundete Geschmack soll aus computergesteuerten Minigewächshäusern kommen. Diese beeinflussen mit fein abgestimmten "Klimarezepten" die Epigenetik, also den Geschmack, der davon abhängt, welche Umweltbedingungen auf das Erbmaterial wirken. So kann selbst die gleiche Pflanze ganz anders schmecken - Südhang aus dem Labor sozusagen.

Service

Video zur Herstellung des künstlichen Gerichts "Le Dirac"
Video zur Herstellung des künstlichen Desserts "Le Gibbs"

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