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Von Tag zu Tag
"Zensur funktioniert wie ein Wasserhahn." Die Auswirkungen der Digitalisierung in der Volksrepublik China. Gast: Univ. Prof. Christian Göbel, Sinologe und Politikwissenschafter, Universität Wien. Moderation: Rainer Rosenberg. Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79
1. Februar 2017, 14:05
Prof. Christian Göbel von der Universität Wien arbeitet an einem Forschungsprojekt zu den Auswirkungen des Internets auf Bürgernähe und Regimestabilität in China. Und er stellt fest, dass die Regierenden in China die Bürgerbeteiligung, die das Internet bietet, als eine Art Ventil nützen, damit die Bevölkerung ihre Beschwerden artikulieren kann. Korruption und Umweltbelastung wird dadurch zu einem öffentlich diskutierten Thema, das dann auch ebenso öffentlich bekämpft werden kann.
Dies wird aber strategisch gesteuert: so wird zum Beispiel - sagt Göbel - so viel Information ins Netz gestellt, dass die BürgerInnen kaum auf die Idee kommen, es könnte ihnen etwas vorenthalten werden. Einzelne Missstände werden oft öffentlichkeitswirksam bekämpft - Systemkritik weniger: "Taucht solche System-Kritik dennoch auf, wird natürlich zensuriert. Bei Problemen, die Lokalregierungen betreffen, funktioniert Zensur eher wie ein Wasserhahn, der - je nach Thema - mal mehr und mal weniger fest aufgedreht wird."
Rainer Rosenberg spricht mit dem Sinologen.