Andy Warhol, 1969

ASSOCIATED PRESS

Gedanken für den Tag

von Johanna Schwanberg, Leiterin des Dommuseums Wien. "Meister der Oberfläche" - Zum 30. Todestag von Andy Warhol. Gestaltung: Alexandra Mantler

Im Jahr 1962 sorgte eine Ausstellung in einer Galerie in Los Angeles für großes Aufsehen. Dabei wurde gar nichts Skandalöses gezeigt. Im Gegenteil. Es ging eigentlich ausgesprochen banal zur Sache. Denn die Galerie erinnerte eher an einen Supermarkt und weniger an einen Kunsttempel.

In regelmäßigen Abständen waren 32 kleine Bilder nebeneinander auf einem Regal präsentiert. Sie waren plakativ gemalt und zeigten ein einziges, realistisch dargestelltes Motiv in Rot und Weiß. Es war eine Suppendose der Marke Campbell. Alle 32 Dosen-Bilder sahen im Grunde gleich aus. Sie unterschieden sich nur durch die Geschmacksbezeichnung auf dem Etikett. Zugleich war jede Spur der künstlerischen Handschrift getilgt. Kein tiefschürfendes Thema, keine Gefühle, keine großen Gesten. Handelt es sich hierbei also überhaupt um Kunst, fragte das ratlose Ausstellungspublikum oder nicht viel eher um Werbung für eine Fertigsuppe?

In der Tat war der in New York lebende Künstler, der hier in Los Angeles seine erste Einzelausstellung hatte, ein gefragter Werbegrafiker. Aber erst mit dieser Schau gelang dem zielstrebigen jungen Mann mit dem Namen Andy Warhol der Durchbruch in der Kunstwelt. Zugleich wurde er damit zu einem der Väter der Pop Art. Denn nach anfänglicher Skepsis entwickelten sich die Suppendosen-Bilder zum Markenzeichen dieser Kunstbewegung.

Warhol gab eine einfache Erklärung für die Entdeckung seines später so berühmt gewordenen Motivs ab. Er sei stets ein Suppennarr gewesen und habe sich in der Jugend aufgrund ständiger Geldknappheit vor allem von Fertigsuppen ernährt. So sagte der Künstler: "Ich male diese Objekte in meinen Bilder, weil das Sachen sind, die ich gut kenne."

Biografische Erklärungen wie diese greifen zu kurz. Denn Warhol hat die gesamte Kultur der Nachkriegswelt mit seinen Bildern, Filmen und Objekten nachhaltig beeinflusst. Er riss die Grenze zwischen Kunst und Kommerz ein und schuf etwas vollkommen Neues. Das gefällt mir. Denn es zeigt, wieviel Kraft in der Kreativität jedes einzelnen liegt. Andy Warhol meinte dazu: "Man sagt immer, dass die Zeiten die Dinge ändern, aber in Wirklichkeit muss man sie selbst ändern."

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Lou Reed
Bearbeiter/Bearbeiterin: Velvet Underground
Titel: There she goes on
Ausführende: The Velvet Underground & Nico /Gesang
Länge: 02:00 min
Label: Verve 8232902

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