Radiogeschichten

"Der magnetische Norden". Von Tomas Venclova

"Der magnetische Norden" ist der Titel einer Biografie in Gesprächen, die Tomas Venclova mit der amerikanischen Journalistin und Autorin Ellen Hinsey geführt hat. In der Ex-libris-Nachlese liest Detlev Eckstein (aus dem amerikanischen Englisch von Claudia Sinnig)

"Ich ziehe das Unglück an wie der Norden die Kompassnadel", hat der in den USA lebende litauische Dichter und Literaturwissenschaftler Tomas Venclova einmal geschrieben. Und dichtend leistet der 1937 geborene Autor Widerstand gegen dieses Unglück. "Der magnetische Norden" ist der Titel einer Biografie in Gesprächen, die Venclova mit der amerikanischen Journalistin und Autorin Ellen Hinsey geführt hat. Als Lyriker weltweit mit Preisen ausgezeichnet, ist er der bedeutendste Gegenwartsautor Litauens. Ein lakonischer Elegiker, ein freiheitsliebender Kosmopolit, Dissident zu Sowjetzeiten - und heute Ehrenbürger von Vilnius. Einer, dessen Verse streng geformt sich durch rythmischen Klang auszeichnen. In den Gesprächen hat Tomas Venclova sein Leben rekapituliert, über seine Freundschaften mit Joseph Brodsky und Czeslaw Milosz erzählt und über seine Vorbilder Boris Pasternak, Anna Achmatova, Ossip Mandelstam, Ovid oder T.S. Eliot Auskunft gegeben. In drei großen Kapiteln erzählt der Dichter ausführlich über den an historischen Brüchen und Erschütterungen reichen Kulturraum seiner Kindheit und Jugend. Über Litauen im Krieg und die folgende sowjetische Periode. Über Großvater und Vater, einen Stalinpreisträger. Wie er selbst nach Niederschlagung des Ungarn-Aufstandes sich vom Sowjetsystem abwandte, im Samisdat veröffentlichte. Wie er in Moskau und Vilnius lebte, vom KGB verhört wurde, und die litauische Helsinki-Gruppe gründete. Und wie er 1977 in die USA ausreiste, dort an der University of California im Los Angeles russische Lyrik unterrichtete und bis zu seiner Emeritierung Professor für slawische Sprachen und Literaturen in Yale war.

Sendereihe

Gestaltung

  • Peter Zimmermann