Radiodoktor - das Ö1 Gesundheitsmagazin

1. Medikament Marillenduft - Aktuelle Ergebnisse der Geruchsforschung
2. Zeitknappheit und Kosteneffizienz - Wo bleibt der kranke Mensch?

1. Medikament Marillenduft - Aktuelle Ergebnisse der Geruchsforschung

Heute am 1. März ist der meteorologische Frühlingsbeginn. Auch unsere Nasen reagieren auf die ersten Eindrücke von Frühling. Je höher die Temperatur steigt, desto mehr Duftmoleküle gibt die Natur ab. Riechen Sie es auch schon? Dieser spezielle Duft von Erde, klarer Luft und erwachender Pflanzenwelt? Wir Menschen können mit unseren etwa 20 Millionen Riechzellen circa 10.000 Düfte wahrnehmen. Der beste Freund des Menschen kann das um den Faktor 10 hoch 6 besser - Hunde haben je nach Rasse bis zu 300 Millionen Riechzellen.
Die absoluten Champions in der Disziplin "die feinste Nase" sind aber der europäische Aal und bestimmte Nachtfalter. Beide können einzelne Moleküle riechen. Kleine Vorstellungshilfe - das entspricht der Fähigkeit einen Spritzer Parfüm verteilt im Bodensee zu erschnuppern. Seit einigen Jahren gelangt die Geruchsforschung zu aufsehenerregenden Ergebnissen. Nicht nur unsere Nase kann Gerüche erkennen, auch Zellen innerhalb des Körpers haben dafür Rezeptoren. Kürzlich wurde eine deutsche Studie veröffentlicht, die nachweist, dass sogar unser Herz bestimmte Nuancen riechen kann. Die Forscher analysierten das Erbgut von Herzmuskelzellen und fanden Gene für zehn verschiedene Riechrezeptoren. Ein Rezeptor erregte ihr besonderes Interesse. Aktivierten sie ihn mit dem Duft von Fettsäure, so reduzierte sich die Schlagzahl des Herzens. Spannend ist das Thema auch im Zusammenhang mit Krebs, da Krebszellen im Vergleich zu anderen Zellen mit vielen Duftrezeptoren ausgestattet sind. Ein Beitrag von Carola Timmel.

2. Zeitknappheit und Kosteneffizienz - Wo bleibt der kranke Mensch?

Immer schneller, effizienter und möglichst kostengünstig - so soll er arbeiten, der Mensch des 21. Jahrhunderts. Kaum eine Branche, in der sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht überlastet fühlen, weil zu viel Arbeit für zu wenige Personen in zu kurzer Zeit zu erledigen ist. Besonders fatal ist dies in der Medizin - hier sollte die Ökonomisierung eigentlich nur einen untergeordneten Platz haben, ist mittlerweile aber zum höchsten Wert geworden. Der Freiburger Philosoph und Mediziner Prof. Dr. Giovanni Maio setzt sich seit etlichen Jahren mit diesem Thema auseinander. Am kommenden Mittwoch, den 8. März, hält er ab 19:30 im Billrothhaus der Wiener Gesellschaft der Ärzte einen Vortrag mit dem Titel "Aushöhlung der Medizin durch Ökonomie - Wie das Effizienzdiktat das ärztliche Denken auf den Kopf stellt". Nora Kirchschlager hat vorab mit ihm gesprochen.

Redaktion: Christoph Leprich

Service

1. Geruchsforschung:

Prof. Dr. Dr. Dr. med. habil. Hanns Hatt
Leiter Institut für Zellphysiologie
Ruhr-Universität Bochum
Universitätsstraße 150
44780 Bochum
Tel. +49/0/234-322-6792
E-Mail
Zellphysiologie Uni Bochum

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Der menschliche Geruchssinn
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Echte und künstliche Supernasen

Thomas Grasl, Evelyn Deutsch, Bärbel Buchmayr et al., "Aromapflege Handbuch: Leitfaden für den Einsatz ätherischer Öle in Gesundheits-, Krankenpflege- und Sozialberufen", Aromapflege Verlag, 2013

Wolfgang Steflitsch, "Aromatherapie in Wissenschaft und Praxis", Verlag Stadelmann 2013

Monika Werner, Ruth von Braunschweig, "Praxis Aromatherapie: Grundlagen - Steckbriefe - Indikationen", Haug Verlag 2016

2. Medizin im Zeitalter des Neoliberalismus:

Prof. Dr. med. Giovanni Maio, M.A. phil.
Philosoph, Internist, Medizinethiker
Institut für Ethik und Geschichte der Medizin
Stefan-Meier-Str. 26
79104 Freiburg
+49(0)761/203-5034
E-Mail
Giovanni Maio

"Aushöhlung der Medizin durch Ökonomie - Wie das Effizienzdiktat das ärztliche Denken auf den Kopf stellt" - Vortrag von Prof. Maio im Billrothhaus Wien (8.3., 19:30-20:30)
Zur inneren Aushöhlung der Medizin durch das Paradigma der Ökonomie

Giovanni Maio, "Geschäftsmodell Gesundheit: Wie der Markt die Heilkunst abschafft",
Suhrkamp Verlag 2014

Giovanni Maio, "Den kranken Menschen verstehen: Für eine Medizin der Zuwendung",
Verlag Herder 2015

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