Kirschblüte in Tomioka, Fukushima

AP/MASANORI GENKO

Radiokolleg - Weiterleben

6 Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima
(1). Gestaltung: Judith Brandner

Post-Fukushima Japan zeigt ein gespaltenes Bild: Fast im ganzen Land geht das Leben längst seinen normalen Gang. Vor allem Tokyo will sich zu den Olympischen Spielen 2020 in bestem Licht und als sicher und frei von atomarer Verseuchung präsentieren. In der Präfektur Fukushima jedoch ist seit dem 11.3.2011 nichts, wie es einmal war. Die Gegenden um den Reaktor werden weiterhin intensiv dekontaminiert, um die Evakuierungszonen nach und nach für die Rücksiedlung freigeben zu können.

Im Frühjahr sollen die Entschädigungszahlungen für diese Gebiete eingestellt werden. Nicht alle wollen zurück, nicht alle können zurück. Expert/innen halten die Lage beim havarierten Reaktor weiterhin für sehr gefährlich.
Die Anti-AKW Protestbewegungen sind schwächer geworden, und richten sich vor allem gegen die Wiederinbetriebnahme vorübergehend stillgelegter Reaktoren im ganzen Land.

Immer deutlicher treten die sozialen Folgen der Katastrophe zutage, die bis ins Private gehen. Neid über unterschiedliche Kompensationszahlungen spaltet Communities, Opfer werden gemobbt und ausgegrenzt. Kinder aus Fukushima werden in ihren neuen Schulen als "giftig" gemieden. Ehepaare trennen sich wegen Differenzen über die Gefahren der Radioaktivität.

Schriftsteller, Theater- oder Filmemacher/innen ringen um Möglichkeiten, die traumatischen Erfahrungen und politischen Folgen der Katastrophe auszudrücken. Toshiki Okada, einer der bedeutendsten Vertreter des japanischen Gegenwartstheaters, bringt immer wieder die gesellschaftlichen Veränderungen und politischen Implikationen auf die Bühne.

Freiwillig an den Rand der Sperrzone gezogen ist die Schriftstellerin Yu Miri. Sie lebt jetzt in Minamisoma, rund 20 Kilometer vom havarierten Reaktor Fukushima Daiichi entfernt. Dort hat sie eine wöchentliche Radiosendung, in der sie Betroffenen der Region Raum gibt, über sich und ihre Traumata zu sprechen.

Service

Links und Literatur:

Animationsfestival Tricky Women/culture2culture

Textinitiative Fukushima

Theatertruppe von Toshiki Okada

Inszenierung "No Theater"

Suzuki, Tomohiko: Inside Fukushima - Eine Reportage aus dem Innern der Katastrophe
Aus dem Japanischen von Felix Jawinski, Heike Patzschke und Steffi Richter

Miri, Yu: Goldrush. BeBra Verlag, 2010

Brandner, Judith: Zu Hause in Fukushima. Porträts. K&S 2015

Sendereihe

Gestaltung