Recep Tayyip Erdogan und Atatürk-Poster

AFP/ADEM ALTAN

Salzburger Nachtstudio

Ein Denkmal für den Sultan.
Osmanische Machtideen einst und jetzt.
Gestaltung: Martin Haidinger

Ist er noch Präsident oder schon Sultan?
Wenn der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bei offiziellen Anlässen vor dem Porträt Mustafa Kemal Atatürks posiert, mag das aufmerksame Beobachter/innen verwundern. Denn mit dem legendären Schöpfer der modernen, laizistischen Türkei hat das Handeln des immer autokratischer regierenden Politikers scheinbar nicht viel zu tun.

Andererseits: Steckten nicht auch in der Ideologie des "Vaters der Türken" (1881-1938) Merkmale einer Diktatur?
Erdogan selbst nimmt mehr Maß an Sultan Mehmet II. (1432-1481), der 1453 Konstantinopel für den Islam eroberte. Ihm, dem "Vater der Eroberung", streut der Präsident bei jeder Gelegenheit Komplimente, baut ihm Denkmäler. Immerhin ist Erdogans Maxime eine markante Zeile aus dem Gedicht "Asker duas?": "Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten".

Zugeschrieben wird dieses Poem dem kemalistischen Soziologen Ziya Gökalp, der Klang ist jener einer osmanischen-religiösen Reichsidee. Wohin also will Erdogan mit seinen Machtphantasien? Woher bezieht er seine Vorbilder? Von den Sultanen des Mittelalters? Oder den religiös legitimierten Kalifen? Vom pantürkischen "Turanismus", der im 19. und 20. Jahrhundert eine Einheit von Turkvölkern mit Finno-Ugriern und Mongolen wollte? Oder doch aus einem banalen, und nur oberflächlich gebändigten dumpfen Dschihadismus?

Wie weit und mit welchen Mitteln drängen diese und ähnliche Ideologien nach Europa? Und wie kann man sich ihrer erwehren? Martin Haidinger analysiert mit Politolog/innne die Hintergründe imperialistischer Ideen türkischen Zuschnitts, und zeichnet mit Historiker/innen die osmanische Expansion in Asien, Afrika und Europa nach.

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