steirischer herbst ’23 Humans and Demons

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Humans and Demons

Der steirische herbst ’23 in Ö1

Vom 21. September bis zum 15. Oktober wird Graz wieder Festivalstadt: Unter dem Motto "Humans and Demons" widmen sich die von Ekaterina Degot und ihrem Team von Kuratorinnen und Kuratoren geladenen Künstler und Künstlerinnen beim steirischen herbst ’23 moralischen Grauzonen, die das Dämonische des Menschen in den Fokus rücken.

In vier Gruppenausstellungen mit über 40 Arbeiten -überwiegend Auftragsproduktionen -und schier unüberschaubar vielen Performances, einem ebensolchen Rahmenprogramm sowie dem ORF musikprotokoll (5.- 8. 10.) reflektiert das Festival über eine Welt, in der Menschen und Dämonen an den Schrauben der Zukunft drehen, Götter und Göttinnen aber abhandengekommen sind.

Festivalpodcast, Programm und Blick hinter die Kulissen

Ö1 begleitet den steirischen herbst ’23 wieder mit einem Festivalpodcast, bietet einen Überblick über das Programm, berichtet aus Graz von Performances und Ausstellungen, reflektiert über das Thema mit am Festival teilnehmenden Kulturschaffenden und wirft diesmal auch einen ausführlichen Blick hinter die Kulissen.

"Es gibt keine einfachen Antworten auf die vielen Krisen der Gegenwart"

Wie lang haben wir wegen des Klimawandels noch Zeit bis zum endgültigen Kollaps? Wie stark verändert künstliche Intelligenz unsere Arbeitswelt? Wie lang wird der Ukraine-Konflikt die Welt beschäftigen, und welche Probleme kommen, so er jemals endet, danach auf uns zu? Wie konsequent kann Europa die Leichen von Geflüchteten, die auf dem Boden des Mittelmeers zu liegen kommen, ausblenden? Lässt sich der Tonus in der medialen Berichterstattung noch um eine Schraube nach oben drehen? Und was passiert dann?

"Es gibt keine einfachen Antworten auf die vielen Krisen der Gegenwart", konstatiert Degot in ihrem Statement zum Festival. Umso belangvoller sei ein klarer Blick auf diese und ihre moralischen, politischen, profitorientierten Spielwiesen, um der Willkür der Entwicklungen und dem Sog, den die Eskalation erzeugt, eine reflektierende Kraft entgegenzusetzen.

Reale Figuren mit Verbindungen zu Graz

Im Zentrum vom steirischen herbst ’23 stehen reale Figuren, deren Lebensgeschichten mit Graz in Verbindung stehen und die auf absurde Weise an die der Protagonistinnen und Protagonisten des klassischen Schelmenromans erinnern. Spielerisch und unberechenbar, gleichzeitig unterhaltsam und dämonisch nähren sie ihre Leidenschaft ebenso wie ihr persönliches und materielles Fortkommen. Und sie schillern, Schelmen und Schelminnen ihrer Zeit, in den verführerisch bunten Farben, die, die Schaulust und die Sensationsgier der Zuschauenden befeuern.

steirischer herbst ’23 Humans and Demons, Sujet

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Radio Demon

Das gesamte Festivalprogramm lässt sich in diesen Zeilen nicht abbilden. Exemplarisch herausgegriffen sei eine Gruppenausstellung, die für Radiomenschen sofort hervorsticht: In einem Leerstand - einem ehemaligen Callcenter im Grazer Villenviertel Mariengrün, das auch ein massiver Funkturm ziert - wird ab 21. September Radio Demon installiert, eine Gruppenausstellung, die sich Dietrich Schulz-Köhn widmet, auch Dr. Jazz genannt -ein Schelm der dämonischen Sorte: sowohl bekennender Nationalsozialist, Offizier der Luftwaffe als auch Jazzjournalist und Sammler von während der Nazizeit streng verbotener Jazzmusik, der dem von ihm mitbegründeten Grazer Institut für Jazzforschung rund 4.000 Schallplatten vermachte.

Diese eindrucksvolle Sammlung konnte er nur aufgrund seiner Position als Wehrmachtsoffizier schon während der Nazizeit ungehindert anlegen. Nach dem Krieg war er höchst erfolgreich als Journalist im Westdeutschen Rundfunk tätig. Ausgehend von Schulz-Köhns Geschichte beschäftigen sich Zuleikha Chaudhari, Anna Engelhardt und Mark Cinkevich, Dani Gal, Jos de Gruyter & Harald Thys, Anton Kats, Michael Stevenson sowie Markus Sworcik und René Stiegler mit widersprüchlichen Botschaften und Besessenheit.

Die Namen aller teilnehmenden Kulturschaffenden - von Lulu Obermayer, Performancekünstlerin aus München, die die Eröffnungsaufführung gestaltet, über den italienischen Theaterregisseur und Performer Giacomo Veronesi, ebenfalls am Eröffnungstag mit einer Choreografie zu erleben, bis zum Theater im Bahnhof Graz, das deliberative Demokratie in ein Dinner verpackt servieren wird - finden sich bereits jetzt auf der Festival-Website.

Service

steirische herbst ’23

Gestaltung

  • Ulrike Leitner
  • Julia Baschiera