Peter Simonischek am Burgtheater
Ein "beklemmend aktuelles" Stück
Am 14. März 2007 feiert am Burgtheater William Shakespeares "Julius Caesar" Premiere. In der Titelrolle ist Peter Simonischek zu sehen. Auch wenn die Inszenierung Falk Richters keine "moderne" ist, so findet Simonischek doch viele aktuelle Parallelen.
8. April 2017, 21:58
Maria Rennhofer im Gespräch mit Peter Simonischek
Peter Simonischek ist derzeit voll auf Shakespeare und das Burgtheater ausgerichtet: Seit Anfang Jänner ist er als Oberon im "Sommernachtstraum" zu sehen, am Mittwoch, dem 14. März 2007, feiert er als Julius Caesar Premiere, und am 29. März 2007 trägt er ebendort aus Shakespeares Sonetten vor.
Verräterische Texte
Die Konflikte, die in Shakespeares Stück "Julius Caesar", einem Römer-Drama, ausgetragen werden, seien geradezu beklemmend aktuell, findet Peter Simonischek. Die Frage, die er sich stellt, ist "Warum hat sich Caesar abmurksen lassen, obwohl es ja eine Unzahl von Warnungen gab?" Genau das sei es, wie Simonischek im "Künstlerzimmer" Maria Rennhofer verrät, was ihn an der Figur so interessiere, "der Verdacht, dass er an seiner eigenen Legende mitgearbeitet hat."
Den Bezug zu heute sieht Simonischek deutlich in der Szene nach der Ermordung Caesars: "Da gibt es sehr verräterische Texte von den Verschwörern. Einer davon ist jedenfalls etwas komplett Aktuelles: 'Besetzt die Rednerpulte!' Heute würde man sagen. 'Besetzt die Sendeanstalten, besetzt die Fernsehsender!' Also erst einmal muss die öffentliche Meinung in den Griff bekommen werden", erkennt Simonischek.
Wenn Großmächte "ordnend" eingreifen
Als ein zentraler Teil des Stückes gilt der Monolog des Marcus Antonius, ein Meisterstück an Demagogie, an dem sich mancher Politiker ein Beispiel nehmen könnte, findet Simonischek. "Diese Rolle des Marcus Antonius ist eigentlich nur so prominent-berühmt wegen dieser einen Rede, mehr hat er gar nicht in dem Stück."
In der tatsächlichen Geschichte Roms sähe das allerdings aus. Man dürfe nicht vergessen, dass nach Caesars Tod 15 Jahre lang Bürgerkrieg herrschte, das Land also in ein Chaos gestürzt wurde: "Auch ein interessanter Aspekt: Die 'Befreier Roms', wie sie sich selber sahen, haben eigentlich nur bis zur Tat gedacht. Als es dann getan war, waren sie einigermaßen hilflos." Womit die Parallelen zu heutigen Geschehen wieder sichtbar sind, wenn Großmächte "ordnend in Regionen eingreifen und sich offensichtlich keine Gedanken machen, was danach passieren soll", wie Maria Rennhofer es ausdrückt.
"Ob sie sich vorher Gedanken machen, was dann passieren soll oder ob sie sich irgendwelchen Träumen hingeben oder ob sie das letztlich überhaupt nicht interessiert, darum geht es gar nicht", ist Simonischeks Vermutung. "Es geht um wirtschaftliche Belange und da ist erst einmal nur wichtig, dass Waffen verbraucht werden und Ressourcen gesichert werden. Ich denke, es ist nicht wirklich relevant, wie das Ding ausgeht", zeigt er sich pessimistisch.
Keine "Micky-Maus-Sprache"
Die Inszenierung von "Julius Caesar" hat Falk Richter übernommen. Die vorhin erwähnten zeitgemäßen, aktuellen Aspekte hat er aber weder besonders hervorgehoben noch betont. Modernistisch sei das Stück sicher nicht, meint Simonischek, "es gibt auch keine Micky-Maus-Sprache und auch keine erfundenen Texte und zusätzliche Szenen, oder irgendwelche Leute, die in Unterhosen über die Bühne hüpfen. Ich denke, wir nehmen das Stück ernst und versuchen aufzuspüren, was uns heute daran bewegt und aufregt."
Zwischen zwei Lieben zerrissen
Am 29. März 2007 wird Peter Simonischek am Burgtheater aus den Sonetten Shakespeares lesen. Er selbst hat zu den Sonetten ein "schwieriges" Verhältnis: "Ich habe früher einmal versucht, sie zu lesen. Sie sind wirklich sehr schwer zu verstehen." Mangels realer Handlung passiere alles nur in den Emotionen und Gedanken: "Es ist immer ein Hin und Her zwischen zwei Lieben, die offensichtlich bei dem Ich-Erzähler - sei's nun Shakespeare oder irgendjemand, den er sich vorgestellt hat, oder der Vortragende selbst - immer hin- und herhadern lassen", so Simonischek.
Einerseits sei da die Liebe zur "Dark Lady, die ein unglaubliches Geheimnis hat. Er sagt über sie, sie ist weder schön noch ist sie eloquent, noch ist sie besonders zärtlich, dann hat sie sogar Mundgeruch - das kann man auch rauslesen -, aber er ist ihr verfallen." Auf der anderen Seite sei "der Knabe, der Jüngling, der ihn auch um den Verstand bringt. Es ist unglaublich, wenn man das liest, welche Betrachtungswinkel Shakespeare da noch einfallen, das ist schon sehr bemerkenswert und - wie man an der Hilflosigkeit meiner Formulierungen sehen kann - es ist gar nicht einfach."
Harte Kost - auch fürs Publikum? "Ich will versuchen, es dem Publikum so schmackhaft wie möglich zu machen", ist Simonischek zuversichtlich.
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Falk Richter über die Zeitlosigkeit des "Julius Caesar"
Veranstaltungs-Tipps
William Shakespeare, "Julius Caesar", ab 14. März 2007, Burgtheater,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (10 Prozent).
"König war ich im Schlaf und nichts im Leben", Shakespeares Sonette mit Peter Simonischek, 29. März 2007, Burgtheater,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (10 Prozent).
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