Ethik, Ungerechtigkeit und Globalisierung
Humanität und Verantwortung
Güter und Lebenschancen sind ungerecht auf der Welt verteilt. Das ist offensichtlich. Die Frage ist, wie die Menschen angesichts der Globalisierung damit umgehen. Die Schaffung einer neuen globalen Ethik wird von vielen gefordert.
8. April 2017, 21:58
Zu Beginn des dritten Jahrtausends starb in Äthiopen jedes neunte Kind im Säuglingsalter, in Österreich jedes Zweihundertste. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Äthiopen betrug 42 Jahre, in Österreich 78 Jahre. Und während ein Österreicher pro Jahr Energie im Ausmaß von 3,5 Tonnen Erdöl verbrauchte, beschränkte sich der ökologische Fußabdruck eines Äthiopiers auf weniger als ein Zehntel, auf 287 Kilogramm.
Güter und Lebenschancen sind ungerecht auf der Welt verteilt. Das ist offensichtlich. Die Frage ist, wie die Menschen angesichts der Globalisierung damit umgehen. Individuelle Wohltätigkeit und einzelne Hilfsprojekte sind wichtige Schritte auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit. Sie reichen jedoch nicht aus. Gefordert werden darüber hinaus die Partizipation aller Staaten, die Autorität internationaler Einrichtungen und die Schaffung einer neuen globalen Ethik.
Symposion "Ethik im Zeitalter der Globalisierung"
Das war auch Diskussionsthema eines Symposions zum Thema "Ethik im Zeitalter der Globalisierung", das im Oktober im ORF-Kulturhaus Tirol stattfand. Veranstalter waren das Institut für Ideengeschichte und das Innsbrucker Forum zur wissenschaftlichen Förderung des Projekts Weltethos.
Die Referenten und die Referentin des Symposions beschäftigten sich unter anderem mit den Fragen, wie eine globale Ethik verwirklicht werden kann und welchen Stellenwert die Religion für eine Ethik des 21. Jahrhunderts einnimmt.
Spezialisierte Formen angewandter Ethik
Da die allgemeine Ethik zu abstrakt ist, um alle Formen von Praxis in den Blick zu bekommen, widmen sich immer stärker spezialisierte Formen der angewandten Ethik ganz bestimmten Lebenssituationen.
Zu den wichtigsten angewandten Ethiken der globalisierten Welt zählen die Bioethik, die Wirtschaftsethik sowie eine ökologische Sozialethik.
Die Stiftung Weltethos
Auch Religionen tragen zur Schaffung einer globalisierten Ethik bei. Beispiele dafür sind die Bestrebungen zur Schaffung eines "Euro-Islam" sowie die 1990 gegründete "Stiftung Weltethos". Deren Initiator war der Theologe Hans Küng. Er entwickelte die Idee, dass die Religionen der Welt nur dann einen Beitrag zum Frieden der Menschheit leisten können, wenn sie sich auf das ihnen jetzt schon Gemeinsame im Ethos besinnen: auf einen Grundkonsens bezüglich bestehender verbindender Werte, unverrückbarer Maßstäbe und persönlicher Grundhaltungen.
Dieser Grundkonsens umfasst unter anderem Gewaltlosigkeit, Ehrfurcht vor dem Leben, Solidarität, eine gerechte Wirtschaftsordnung, Toleranz, Wahrhaftigkeit sowie die Gleichberechtigung von Mann und Frau.
Hör-Tipp
Salzburger Nachtstudio, Mittwoch, 22. November 2006, 21:01 Uhr
Links
Stiftung Weltethos
Universität Innsbruck - Ethik im Zeitalter der Globalisierung