Empfindungen über die Arbeit mitteilen

Philippe Gerlach, Fotografie

Gezeichnet hat er von Kindheit an: Philippe Gerlach, Jahrgang 1982, mit internationalem Background, der seit 2002 Grafik-Design und Fotografie an der Kunst-Uni Linz studiert. Am 13. Juni wird seine "Gosia"-Schau in der Linzer Galerie Feichtner eröffnet.

"Ich habe schon sehr früh gezeichnet. Mit zwölf habe ich mit einem Freund ein kleines Heft herausgebracht, das wir an Bekannte verteilten. Nach der Matura habe ich mich entschieden, in Richtung Kunst zu gehen. Meine Eltern, die davon nicht sehr begeistert waren, aber kunstinteressiert sind und uns Kindern auch einen kulturellen Background mitgegeben haben, wollten mich nur unterstützen, wenn ich sofort zu studieren beginne. Daher bewarb ich mich an zahlreichen Kunst-Unis in Deutschland und Österreich - in Linz bekam ich dann sofort einen Studienplatz", schildert Philippe Gerlach, Jahrgang 1982, als Sohn deutscher Eltern in Grenoble geboren, seinen Werdegang.

Seit 2002 studiert er nun Grafik-Design und Fotografie bei Gerhard Umhaller und Marek Freudenreich an der Kunstuniversität Linz.

Aufgewachsen ist der Nachwuchsfotograf sehr polyglott: da sein Vater Physiker ist und international tätig war, verbrachte er die ersten zehn Jahre zwischen Grenoble, Deep River in Kanada und Kiel. Danach lebte er in Burghausen in Bayern:

"Das war sehr prägend für mich, weil ich immer meine Freunde verloren habe. Daher fällt es mir heute nicht schwer, woanders hinzugehen. Ich bin mit der Wahl von Linz sehr zufrieden, weil man sich hier auf das Studium konzentrieren kann und nicht so die Konkurrenz der Kunstszene mitbekommt", resümiert Gerlach, der nun im elften Semester ist.

Gefühle durch künstlerische Arbeit ausdrücken

"Ich arbeite immer in meinem persönlichen Umfeld. Das ist für mich leichter, weil ich nicht so schnell Kontakt zu Menschen habe. Meistens begeistern mich bestimmte Situationen oder erzeugen Gefühle in mir, die ich an möglichst viele Menschen plausibel weitergeben möchte", erläutert Gerlach seinen künstlerischen Zugang.

"Gosia"-Ausstellung in Linzer Galerie Feichtner

Am 13. Juni 2008 wurde Philippe Gerlachs Ausstellung mit jüngsten Arbeiten aus der "Gosia"-Serie in der Linzer Galerie Simone Feichtner eröffnet. Die Schau war bis 4. Juli zu sehen.

Auch Londoner Exit Gallery zeigte "Gosia"

Im April 2007 präsentierte die Londoner Exit Gallery Gerlachs Fotoarbeiten aus seiner "Gosia"-Serie.

Die Ausstellung, zu der auch sein "b Book" wiederaufgelegt wurde, war bis Juni 2007 zu sehen.

Serie "Tonight this one's for us"

Bei den Foto-Arbeiten Gerlachs handelt es sich vorwiegend um relativ große Serien. So hat er sich mit der Punkszene in Burghausen auseinander gesetzt. "Erst nach dem Umzug nach Linz habe ich begonnen, meine Freunde und ihre Lebensumstände zu fotografieren. Denn als Dorfkind glaubte ich, dass es in 'großen Städten' viel besser und wilder sei", erklärt Gerlach. Die 2003 begonnene Serie, die nun abgeschlossen ist, umfasst etwa 120 Fotografien.

"In einer Umgebung, in der sich eher die Freiwillige Feuerwehr oder lokale Sportvereine darum kümmern, Jugendliche ins Dorfleben zu integrieren, ist die Entscheidung, sich als Punk zu fühlen und auch so zu kleiden, durchaus eine existenzielle. Dort kann man allein durch sein Aussehen noch provozieren", schildert er die Situation der Jugendlichen.

"Kochanka, I made some tea ... "

Diese Arbeit begann, nachdem Philippe Gerlach vor zwei Jahren seine Freundin Malgorzata Szandala in Gliwice in Polen kennen gelernt hatte. Zu Polen hatte er seit seiner Jugend eine besondere Beziehung. Das Projekt "Kochanka, I made some tea ... " - seit 2005 als offene Serie angelegt - dokumentiert die Beziehung der beiden.

"Da wir derzeit leider nicht zusammen leben können, ist die Zeit, in der wir einander sehen, nur kurz. So habe ich begonnen, den Alltag während unserer Treffen zu fotografieren, um Gosia auch während der Arbeit mit diesem Material um mich zu haben."

"Trouble Everyday"-Schau in Linz

"Als Student aus einer intakten Familie, der an einer mitteleuropäischen Uni studiert, hat man - gemessen an der restlichen Welt - eigentlich keine existenziellen Probleme. Trotzdem erlebt man als junger Mensch täglich die Angst, falsche Entscheidungen zu treffen, die einen ins Unglück stürzen oder das Leben verbauen könnten", so Gerlach zu seiner aus rund 30 Bildern bestehenden Foto-Installation "Trouble Everyday", die im Spätherbst 2006 in der Galerie an der Uni Linz in der Katholischen Hochschulgemeinde zu sehen war.

Londoner BStore präsentierte "Kochanka"

Davor präsentierte im September 2006 die Mode-Boutique BStore zur Eröffnung der Fashion Week in London das "b Book", in dem Philippe Gerlachs "Kochanka, I made some tea"-Projekt mit Arbeiten der Fashion Designer Ehud Joseph, Husam El Odeh und RAdAR h verknüpft sind.

Bezug zu realem Leben

Während seines Studiums war Gerlach bisher nicht nur aus finanziellen Gründen vielfältig tätig: so u. a. als Werkstudent bei der Wacker Chemie in Burghausen, in Linz als Spenglergehilfe und als Praktikant im Österreichischen Kulturforum in Warschau. "Für mich ist es wichtig, Einblick in verschiedene Arbeitsbereiche zu haben."

Erfahrungen in Verbindung mit seinem Kunststudium sammelte Gerlach 2004 als Praktikant im Fotomuseum Burghausen sowie als Teilnehmer am "LOD"-Symposium der KulturAXE Wien in Gizycko in Polen. Im Sommer 2006 wirkte er bei einem Foto-Seminar im Deutsch-Polnischen Haus in Gliwice mit.

Ausstellungen und internationale Magazine

Zu sehen waren Gerlachs Arbeiten bisher u. a. in der Galerie U4 in Burghausen (2004), in der Gruppen-Schau "Tinyvices" in der SpencerBrownstoneGallery in New York sowie im KAPU Linz.

Mittlerweile erhielt er mehrere internationale Aufträge - und war mit seinen Arbeiten bereits im New Yorker "Vice Magazine", dem Mailänder "NoName Magazine", dem Londoner "Kilimanjaro Magazine" sowie im Basler "Das Konkret" vertreten.

Ankauf und Preis

Die Arbeiten des Nachwuchsfotografen haben bereits Anerkennung gefunden: So hat das Haus der Fotografie in Burghausen bereits 20 Fotos aus Gerlachs "Tonight"-Serie angekauft.

Im Jahr 2006 wurde er mit dem dritten Preis des "VIVATIS Award" für seine Punk-Serie ausgezeichnet. Beim Deutschen Jugendfotopreis erhielt er einen Förderpreis und war bei der "photokina"-Schau in Köln vertreten.

Publikation und Schaffen ohne Kompromisse

Und wie lauten die Wünsche des ambitionierten, erfolgreichen Jungfotografen?

"Kurzfristig würde ich mir wünschen, dass eine meiner Arbeiten als Buch veröffentlicht wird. Mein Zukunftswunsch ist, dass sich die Menschen für meine Fotoarbeiten interessieren und ich davon leben kann, ohne Kompromisse machen zu müssen", so Philippe Gerlach.