Das Genie und seine Bewunderer

Wem gehört Nikola Tesla?

In der Liste der UNESCO-Gedenktage findet sich für den 10. Juli 2006 folgender Eintrag: "150. Geburtstag des kroatischen Wissenschaftlers Nikola Tesla. Sein bedeutendster Beitrag zur Elektrotechnik war die Nutzbarmachung des Wechselstroms."

Es ist kaum vorstellbar, dass ein Hauptschüler im ehemaligen Jugoslawien das kleine Dorf Smiljan im Gebiet Lika, in Kroatien, nicht kannte. Smiljan ist fünf Kilometer von Gospic entfernt und hat etwa 400 Einwohner. Vor 150 Jahren wurde dort der weltbekannte Erfinder und Elektroingenieur Nikola Tesla geboren.

Um den in elektrotechnischen Kenntnissen nicht bewanderten Kindern die Wichtigkeit von Tesla näher zu bringen, lasen wir alle die Geschichte, wie er in seiner Kindheit mit Vaters Regenschirm vom Dach seines Geburtshauses im kleinen Smiljan sprang.

Der Regenschirm zerbrach während des Falls, der kleine Bub, später ein großer Erfinder, bekam des zerstörten Schirms wegen einige Prellungen und Prügel. Seine Umgebung aber hatte den ersten Beweis, dass ein sehr begabtes Kind unter ihnen lebt.

Elektrizität im Sozialismus

Die angebliche Lehre der Geschichte könnte lauten, dass auch in weit abgelegten Dörfern große Menschen zur Welt kommen können und dass erfinderische Geister ihrer Ideen wegen (manchmal) bestraft werden. Übrigens, diese Lehre wurde von der Warnung begleitet, nicht selbst Sprünge zu versuchen. Unnötig zu sagen, dass viele von uns noch immer nichts über die Grundlagen der Elektrizität wissen.

Im sozialistischen Jugoslawien genoss Nikola Tesla großes Ansehen. Er wurde in dem multinationalen Staat aufgrund seiner Aussage, dass er "stolz auf seinen serbischen Stamm und auf seine kroatische Heimat ist", sehr gelobt.

Dieser Satz, von einem so weltbekannten Wissenschaftler geäußert, sollte der ganzen Welt zeigen, dass die jugoslawische sozialistische Idee wissenschaftlich fundiert ist, und das, obwohl Tesla 1943, bevor das sozialistische Jugoslawien entstand, starb. Deswegen wurde auch im kommunistischen, antireligiösen Jugoslawien die Tatsache vernachlässigt, dass Teslas Vater ein orthodoxer Pope war..

Man sprach über unzählige Patente und Erfindungen, die der Wissenschaftler vollbracht hatte. Wir hörten die Geschichten, dass Nikola Tesla, aus einem kleinen Land kommend, sich nicht beim Profit orientierten Edison bewähren konnte und dass Edison ihm die Patente gestohlen hatte. Tesla wurde, auf Fotos von Blitzen und enigmatischen Lichtstahlen umkreist, ständig als Mann vorgestellt, der über rein wissenschaftliche Ideen nachdenkt, weit von materialistischen Gedanken entfernt. Ehrlich gesagt, das Geheimnis dieser Patente und seiner Gedanken blieb für die meisten unbegreifbar.

Was ist geblieben?
Jugoslawien ist zu Grunde gegangen und der "multi-ethnische" Nikola Tesla ist in den nachfolgenden "rein-ethnischen" Staatsgemeinschaften aus der Mode gekommen. Sein Stolz und seine Liebe zum "serbischen Stamm und der kroatischen Heimat" ist für seine Rezeption in den neuen Ländern zur Hürde geworden.

Ganz im Gegensatz zu seiner ursprünglichen Einordnung, versuchte man jetzt, Nikola Tesla "rein-ethnisch" einzuordnen und nur für "sich", das heißt nur für ein Land, zu bestimmen. In den 1990er Jahren wurde sein Denkmal in Gospic vermint, sein Haus war verwüstet und leer. In diesen Kriegsjahren dachte niemand in der Gegend an Elektrizität und sein Genie.

Nikola Tesla heute
Angesichts des 150. Jahrestags von Teslas Geburt am 10. Juli 2006 ist im Zentrum von Zagreb ein Denkmal aufgestellt worden. Bei der feierlichen Eröffnung waren alle wichtigen kroatischen Politiker anwesend. In ihren Reden sprachen sie über die Bedeutung von Tesla für unsere Zivilisation.

In Smiljan, dem kleinen Dorf aus dem Anfang der Geschichte, wurde sein Geburtshaus restauriert und ein Museum eingerichtet. Bei der Eröffnung waren der serbische Präsident Boris Tadic, sein kroatischer Kollege Stjepan Mesic und der Premier Ivo Sanader dabei. "Tesla ist ein Leuchtturm, dessen Licht vor 150 Jahren hier in Smiljan, in Kroatien, erstrahlt ist", sagte der kroatische Staatspräsident Stjepan Mesic in seiner Rede.

Boris Tadic erwähnte, dass die Kroaten und Serben in ihrer Geschichte viele "Leuchtenden" und auch "nicht besonders Ruhmvolle" gehabt haben. Wenn die Präsidenten über "Leuchttürme", "Licht", "Strahlung" oder "leuchtende Momente" reden, kann man davon ausgehen, dass sie diese Begriffe nicht im Sinne der Elektrizität verwenden. So bleibt Nikola Tesla mit leeren Händen zurück, ohne sein Fachgebiet Elektrizität.

Die Energie des Hasses
Man sagt, dass Tesla einmal auf die Frage, wem er gehört, so geantwortet hat: "Wenn man ihre Hassenergie in elektrische umwandeln könnte, würden wir in der Lage sein, ganze Städte zu beleuchten." Zumindest er blieb seinem Fachgebiet treu.

Mehr zu Nikola Tesla in science.ORF.at

Links
Wikipedia - Nikola Tesla
UNESCO - Gedenktage 2006-2007
Tesla Society Schweiz
Nikola Tesla Museum