Damit der Schnee auch in Zukunft reicht

Vorsorge statt Klima-Kater

Wie soll man sich auf den Klimawandel vorbereiten? Vorsorgen wollen vor allem diejenigen, die ihre Lebensgrundlage gefährdet sehen: die Wintersportorte. Aber ist Vorsorge überhaupt möglich? Das Forschungsprogramm "proVision" sucht nach Antworten.

Vorsorgen wollen vor allem diejenigen, die ihre Lebensgrundlage gefährdet sehen: die Wintersportorte. Ulrike Pröbstl von der Universität für Bodenkultur entwickelt Strategien zur nachhaltigen Raumentwicklung an einem konkreten Beispiel: der Wintersportregion Schladming.

"Wir haben große Sorge, dass die Wintersportregionen mit einem Phantom belastet werden, dass viele Leute über Klimawandel reden und schreiben und damit den Unternehmen große Probleme verursachen, ohne dass Probleme da sind", sagt Pröbstl. "Ich will nur das Beispiel Waldsterben zitieren, wo vieles herbeigeredet worden ist an touristischen Problemen, die eigentlich so vor Ort gar nicht bestanden haben."

Kein Weinbau im Winter

Pröbstl will gemeinsam mit dem Institut für Meteorologie herausfinden, mit welchen Problemen Schladming in Zukunft wirklich rechnen muss. "Wir gehen davon aus, dass man die Klimamodelle noch mal stark überarbeiten und auf die lokalen Gegebenheiten spezifizieren muss", so Pröbstl.

Sie setzt auf die Unterstützung der Bergbahnen, die detaillierte Aufzeichnungen über Schneekanonen besitzen. "Wir gehen davon aus, dass man vor dem Hintergrund auch die globalen Prognosen, die schon in wenigen Jahren irgendwelche Weinbauszenarien an die Wand gemalt haben, revidieren und präzisieren kann und muss".

"Vor uns die Sintflut"

Hochwasser, Muren, Dürren, Artensterben, der ansteigende Meeresspiegel, Polareis und Gletscher, die schmelzen: die Folgen der Klimaveränderung sind für viele Menschen bereits bittere Realität.

Eindrucksvoll nachzulesen in einem neuen Buch von Elizabeth Kolbert, die die Schauplätze der Klimakatastrophen besucht hat.

Wer zahlt für die Schneekanonen?

Bisher gab es Klimamessungen nur am Gipfel: Doch was hilft das, wenn man wissen will, ob die Talabfahrt in Zukunft noch offen sein wird? Die Wissenschafter hoffen, mit der Datensammlung der Bergbahnen Modelle fürs Skimanagement erstellen zu können.

In Tirol wurde diesen Winter schon heftig diskutiert: wer soll in Zukunft für die Beschneiung bezahlen? Ulrike Pröbstl wird ein TOMM-Modell entwickeln, ein Tourismus Optimierungs-Management Modell. Die Orte sollen wissen, wie lange der Schnee noch reicht und wie viel beschneit werden muss - dann können sie die Kosten abwägen. "Wenn wir den Wintersport so weiterhaben wollen wie bisher, müssen wir diese Diskussion mit einer höheren Sachlichkeit führen", so Pröbstl.

Wie flexibel sind Skiurlauber?

Pröbstl und ihr Team werden die Skiurlauber befragen, welche Vorstellungen sie haben und wie flexibel sie sind. Ist "Nordic Walking im Regen" eine Alternative oder Wellness?

"Eine Idee wäre zum Beispiel: Buch im Winter und wenn der Schnee nicht reicht, darfst du zwei Wochen im Sommer kommen". Das würde den Ganzjahrestourismus ankurbeln.

EU setzt auf Langzeitforschung

Der Klimawandel lässt derzeit noch einen breiten Interpretationsspielraum offen, meinen zumindest die Forscher von Provision, dem Forschungsprogramm für nachhaltige Entwicklung des BM für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Deshalb wollen sie aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen.

Es hat allerdings keinen Sinn, nur den Wandel im Ökosystem zu untersuchen: die aktive Rolle des Menschen muss stärker bedacht werden. Das hat die EU rasch erkannt und zehn europäische Regionen ausgewählt, die ein Netzwerk für ökologische Langzeitforschung bilden.

Die Eisenwurzen ist im "Alternet"- dem Projekt, das die Wechselwirkung von Umwelt, Natur und Gesellschaft beobachtet. Ein Erfolg für Österreich, sagt Helmut Haberl vom Institut für soziale Ökologie, hier als Vorreiter mit dabei zu sein.

Buch-Tipp
Elizabeth Kolbert, "Vor uns die Sintflut. Depeschen von der Klimafront", Berlin Verlag, ISBN 3827006430

Link
Umweltbundesamt - proVision

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