Die fotografische Arbeit als Basis

Susanne Sue Sellinger, Digital-Kunst

Eine sichere Basis als Grundlage: Susanne Sue Sellinger, Jahrgang 1980, die an der Angewandten Digitale Kunst studierte und heuer abgeschlossen hat. Zuletzt waren ihre Arbeiten in der Instituts-Ausstellung "(mis)used media" zu sehen.

"Ich habe mit 20 die Höhere Graphische Bundeslehr- und Versuchsanstalt im Fachbereich Fotografie und visuelle Medien erfolgreich mit Matura abgeschlossen. Nach kurzen, ernüchternden Ausflügen in die Welt der Berufsfotografen, wurde mir aber klar: Das kann nicht alles sein. Einerseits hatte ich den Drang, mir noch mehr Wissen anzueignen, und andererseits wollte ich auch meine Kenntnisse der Techniken noch erweitern.

Dieses Studium hat sich angeboten, weil es eine Erweiterung des Bereichs Fotografie ist. Und die Fotografie ist in Verbindung mit anderen Medien die Basis für meine Arbeiten geblieben. Aus dieser Verbindung kreiere ich Neues", erzählt Sue Sellinger, gebürtige Wienerin, Jahrgang 1980, die von 2000 bis 2007 an der Angewandten bei Peter Weibel und Thomas Fürstner Digitale Kunst studiert hat.

Die junge, ehrgeizige Nachwuchskünstlerin hat im Jänner 2007 ihr Studium abgeschlossen. "Das reizvolle an dieser Studienrichtung war und ist nach wie vor für mich, dass keine abgegrenzten Tätigkeitsbereiche vordefiniert sind, sondern alles sehr offen ist. Der Pool, aus dem ich schöpfen kann, ist unbegrenzt", schildert Sellinger.

Aus Bestehendem entsteht Neues

"Am Beginn war es noch eher ein Experimentieren. So waren die 'wetpix', die Versuche einer Selbstinszenierung, eine spielerische Annäherung. Es geht mir darum, mit bereits bestehenden Dingen, also Werkzeugen und Formaten, die niemand mehr hinterfragen muss, etwas Neues zu schaffen", schildert Sellinger ihre künstlerische Umsetzung.

Wo liegen die Schwierigkeiten bei ihrer Arbeit? "Es ist für mich bei Video ebenso wie bei der Fotografie: Ich habe gedanklich bereits eine sehr konkrete Vorstellung, die aber noch eine sehr abstrakte Form hat. Das Schwierigste ist es dann, diesen Bildfetzen in meinem Kopf als Idee zunächst zu Papier zu bringen und in eine Form, wo ich sie dann umsetzen kann. Also der Weg von der Idee zum Plan."

Diplomarbeit "Nebelschaukasten"

"Wichtig war für mich das Experimentieren in den ersten Studienjahren. Aus dieser Beschäftigung, was ich aus der Fotografie in Kombination mit anderen Medien machen kann, entstand schließlich als Diplomarbeit die Installation 'Nebelschaukasten' und die Animation 'Level 1.0', die aus der Arbeit 'MenschStadtMaschine' entstanden ist. Dieses Projekt ist für mich das Resultat all dessen, was ich bisher gemacht habe. Es ist zusammen mit Lucas Czjzek entstanden. Da aber unsere einjährige Kooperation 2005 auseinander ging, galt es nun, das vorhandene Rohmaterial neu zu arrangieren - und ich musste mich vom Ursprungskonzept lösen, sowie ein neues Storyboard erarbeiten. Rückblickend war dies die lehrreichste Erfahrung im gesamten Studium und die bisher größte Herausforderung für mich", so die Nachwuchskünstlerin.

"In diesem Video ist Sascha Guscheh, der auch die musikalische Untermalung in Zusammenarbeit mit Bernd Rausch 'Alive' und Oliver Stummer 'Tomoroh Hidari' gestaltet hat, der Darsteller. Es ist eine sehr aufwändige Arbeit, bei der wir von ihm aus sechs Perspektiven mit drei Digital-Mittelformatkameras Kameras mehrere Bewegungssequenzen mit Einzelbildern auf Digitalformat aufgenommen haben. Er bewegt sich wie eine Computerspiel-Figur durch eine abstrakte Welt, die in seinem Kopf entsteht. Derzeit konzipiere ich, wie diese Welt aussieht. Durch die Art der Umsetzung habe ich Möglichkeit, dass die Regie erst in der Post-Produktion stattfinden kann."

Video als erweiterte Fotografie

"Ich sehe es als Erweiterung der Fotografie. Das Resultat ist ein Video, genauer gesagt ein sehr aufwendiger Animationskurzfilm mit 3D und Stop-Motion-Animationen, aber man soll eindeutig erkennen, dass mit Fotos gearbeitet wurde", erklärt Sellinger ihre Beziehung zu beiden Medien.

Bisher hat Sellinger u. a. vier Video-Arbeiten sowie mehrere Foto-Serien, darunter die Selbstinszenierung "Schweinekram" sowie "Mein liebstes Band T-Shirt" für The Gap Magazine geschaffen. "Das erste wirklich große Ereignis war das Titelbild für die Fotografen-Zeitschrift der Bundesinnung im Jänner 2000. Die Cover waren immer eine Katastrophe. Eines Tages sah ein Lehrer zufällig eines meiner Bilder, das ihm gefiel. 'Das ist ein Titelbild', antwortete ich im Scherz - und es wurde dann tatsächlich als Cover genommen. Darauf war ich natürlich stolz."

Ausstellungen

Im Rahmen der Ausstellung "Bewegungsmeldung - Kunst zum Raum", an der Katharina Heinrich, Mounty R. P. Zentara, Heike Nösslböck, Niki Passath, Käthe Schönle sowie Christoph Schwarz teilnehmen, zeigt Sue Sellinger ab Montag, 31. März 2008, im Schauraum des Auktionshauses "Auteno" ihre jüngsten Arbeiten. Die Schau ist bis 18. April 2008 geöffnet.

Zu sehen waren Sellingers Arbeiten bisher u. a. im Wiener Restaurant Podium sowie im Verein 5uper.net. Weiters war sie 2004 für die Ausstellung "Digitale Kunst im Freiraum" im Wiener Museumsquartier für die Gestaltung und Organisation der Schau sowie für die Plakat- und Flyergestaltung mitverantwortlich.

"Wichtig war die Ausstellung von Niki Passath, einem langjährigen Freund und Kollegen, in München. Er hat dafür einen Tätowier-Roboter gebaut und damals unerwartet sehr viel Publicity bekommen. Er hat sich von dem Roboter tätowieren lassen und ich habe das Geschehen eigentlich nur dokumentiert, er hat mich dann aber zur Schau eingeladen, um das Bild zu präsentieren. Aus dieser Serie gab es dann ein Bild - und das war dann in etlichen Zeitungen und in Internet-Berichten zu sehen. Da kam uns die Idee, eine Fototapete zu machen. Wir haben das Bild in Wien einfach ausgedruckt und die Computer-Drucke in drei Tagen an die Wand tapeziert - es hat gewirkt und super ausgesehen", erzählt Sellinger.

Bei Instituts-Schau "(mis)used media"

Von 20. Juni bis 2. Juli 2007 zeigte Sue Sellinger ihre Arbeiten in der Schau "(mis)used media", veranstaltet vom Institut für Bildende und Mediale Kunst der Angewandten.

Entscheidung noch offen

Während des Studiums war die Nachwuchskünstlerin als Studienassistentin in ihrem Fachbereich sowie als Betreuerin der Angewandte-Website tätig. Diese betreut sie auch jetzt neben weiteren freiberuflichen Tätigkeiten weiter.

Und wie sehen Sue Sellingers Zukunftspläne aus? "Ob ich nun als freischaffende Künstlerin oder z.B. in einer Agentur arbeiten werde - ich weiß es noch nicht. Wichtig ist mir jedenfalls, Dinge zu machen, die in unterschiedlichen Kanälen funktionieren und wirken."