Lore Krainer

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Hommage an die Grande Dame des Wiener Kabaretts

Lore Krainers "Starke Stückl'n"

Lore Krainer war von Beginn an, seit 1978, die starke Frau in dem von Gerhard Bronner und Peter Wehle gegründeten Ö1 Radiokabarett "Der Guglhupf". Anlässlich ihres 75. Geburtstags präsentierte die Kabarettistin 2005 einige ihrer "Starken Stückln" wieder auf der Bühne. Ö1 wiederholt diese Sendung anlässlich des Todes von Lore Krainer am Freitag, 3. Juli 2020.

Als kritisch-bissige Kommentatorin des aktuellen Zeitgeschehens und der politischen Merkwürdigkeiten eines kleinen Landes war sie wohl bekannt. Nicht weniger als 3.000 satirische Lieder hatte sie im Laufe ihrer mehr als 50-jährigen Karriere für Kleinkunstbühnen komponiert und geschrieben. Wie viele Conferencen und Kabaretttexte sich während dieser Zeit angesammelt haben, lässt sich gar nicht mehr ganz genau rekonstruieren.

Die Schweiz verunsichert

Schon in den Jahren 1947 bis 1949 stellte die aus Graz stammende Pianistin ein Studentenkabarett zusammen und ging damit auf Tournee. Schon früh hatten die Kollegen ihr Talent zu komponieren und zu texten erkannt. Lore Krainer schrieb damals schon etliche Chansons:

"Wie ich später draufgekommen bin, hat mein Großvater ein dichterisches Talent gehabt; mein Vater hatte überhaupt ein künstlerisches Talent! Das habe ich dann später, als wir in der Schweiz unterwegs waren, für aktuelle Anlässe ausgenützt, indem ich irgendwelche Schlager zu einem Geburtstag oder für was auch immer umgetextet habe! Wir - das waren mein Mann Günther und ich! Wir waren auch mit größeren Orchestern unterwegs, um mit Sketches das Publikum zu unterhalten, und haben 15 Jahre lang die Schweiz unsicher gemacht".

Was in ihrem Leben wichtig ist

Gemeinsam mit ihrem Mann Günther kehrte sie 1968 nach Graz zurück, wo sie im "Girardi-Keller" als Wirtin, Köchin und am Klavier als Alleinunterhalterin ihre Gäste beglückte. 45 Jahre - bis zu seinem Tod - war die Künstlerin mit ihm verheiratet. Diese Ehe mit dem Lebensmenschen war in vielerlei Hinsicht für Lore Krainer inspirierend und ein schier unerschöpflicher Fundus an Geschichten über das Zusammenleben von Mann und Frau:

"Ich glaube, das ist mein Leben: Politik, Demokratie, Ehe; das gehört alles zusammen, das überlappt sich ja! Beziehungen zwischen zwei Menschen haben immer ähnliche Muster. Da ändert sich nicht viel! Es werden immer dieselben Probleme sein; diese Probleme werden aber durch die schnelllebige Zeit immer schwieriger, durch Politik, durch Arbeitslosigkeit!"

In Bronners Fledermausbar

Das Schicksal wollte es so, dass sich eines Abends Gerhard Bronner unter den Gästen ihres Lokals in Graz befand, ihr Talent entdeckte und Lore Krainer vom Fleck weg nach Wien engagierte, um mit ihr einige Schallplatten zu produzieren.

Ab 1976 trat Lore Krainer dann in Bronners Fledermausbar als Kabarettistin auf und schrieb Programme wie "Österreich braucht Krainer", "Krainer mit Senf", "Musikpavillon", "Schon wieder Krainer" oder "So wahr ich Krainer heiß".

Erinnerungen an den ersten "Guglhupf"

Der Geschlechterkampf in den verschiedensten Ausprägungen war ein immer wiederkehrendes Thema der politisch denkenden und emanzipatorisch fühlenden Lore Krainer. Natürlich kommt das nicht von ungefähr: Immerhin musste sie sich stets in einer von Männern dominierten Branche behaupten - besonders, als sie 1978 ein neues Kapitel ihrer kabarettistischen Karriere begann: die Mitarbeit beim Ö1 Radiokabarett "Gugelhupf":

"Der erste 'Guglhupf' war am 13. Oktober 1978. Das habe ich mir genau gemerkt. Die Gründungsmitglieder waren Gerhard Bronner, Peter Wehle, Kurt Sobotka und ich. Ich habe mich insofern durchgesetzt, weil ich viel allein geschrieben habe und so etwas vorweisen konnte. Mir ist es gelungen, den Herren nachzuweisen, wenn sie Unrecht hatten, und ich konnte das argumentieren. Das hat seltsamerweise gezogen und hält bis heute noch", erinnerte sich Lore Krainer im Jahr 2005.

Die späten Jahre im Guglhup

Am 28. Juni 2009 wurde das sonntägliche Radio-Backwerk von Ö1 nach mehr als tausend Folgen zum letzten Mal ausgeliefert. Jeden Sonntag, außer im Sommer, liefert Lore Krainer in diesen Jahrzehnten verlässlich ihre Kommentare zum politischen Geschehen in Österreich ab, komponierte Lieder, schrieb die Texte und bändigte ihre jeweiligen - zuweilen wechselnden - Schauspieler- und Kabarettisten-Kollegen. Man hätte wenig Zeit zu streiten, beschrieb sie 2005 die Arbeitsweise im kabarettistischen Kollektiv: "Ich komme mit dem fertigen Manuskript, wenn ich es aus der Hand gegeben habe, dann gehört es uns allen! Wenn jemandem noch eine Pointe einfällt, nehme ich das liebend gern an; wenn jemandem auffällt, dass etwas missverständlich ist, dann drehen wir den Satz um. Manchmal ist man ja betriebsblind. Der 'Guglhupf' ist eine Gemeinschaftsarbeit, und wir sehen das sehr positiv", sagte sie damals.

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