Internationaler Durchbruch als Einspringer für Pavarotti

Salvatore Licitra im Gespräch

Derzeit ist er an der Staatsoper als Alvaro in der Neuproduktion von Verdis "La Forza del destino" zu hören: Salvatore Licitra. Seinen internationalen Durchbruch hatte der Tenor 2002 als Einspringer für Luciano Pavarotti in einer "Tosca" an der Met.

Er wurde in Bern geboren und ist sizilianischer Herkunft: Tenor Salvatore Licitra. Er studierte an der Accademia Verdiana in Parma und debütierte 1998 als Gustavo in Verdis "Maskenball" am Teatro Regio di Parma. Im gleichen Jahr hatte er mit dieser Rolle auch in der Arena di Verona sein Debüt.

"Diese Rolle in 'Maskenball' hat mein Leben bestimmt. Sie war nicht nur meine Debütrolle in Parma, sondern auch in Wien. Viele haben gesagt, es sei ein Risiko, mit so einer schweren Partie zu beginnen. Aber ich bin nun schon im 10. Karrierejahr und fühle mich dabei noch immer sehr wohl. Also habe ich anscheinend doch den richtigen Weg gewählt", stellt Licitra fest.

Durch Zufall zum Gesang

Salvatore Licitra ist zwar in der Schweiz geboren und lebt heute in Mailand, fühlt sich aber ganz als Sizilianer mit all den Traditionen, die in seiner Familie stets gepflegt wurden. Zum Singen kam Licitra durch Zufall, als er mit 18 Jahren im Radio einen Pop-Sänger hörte, den er anschließend imitierte. Seine Mutter hörte dies - und ließ ihn ausbilden.

"Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich von Oper keine Ahnung, was für einen Italiener eine große Schande ist. Das ist generell heute ein Manko der Jugend, dass sie wenig bis gar nichts über Oper weiß. Und es ist auch ein Problem für die Zukunft dieser Kunstgattung. Es gäbe sicherlich viele junge Stimmen, die zu entdecken wären und Talent hätten, dieses aber nie entwickelt wird, da sie sich nicht für Oper interessieren."

Karriere dank Carlo Bergonzi

"Ich fiel in die Hände einer Gesangslehrerin, die mich sofort alle schweren Partien wie Radames, Chénier und Riccardo im 'Maskenball' singen ließ. Dies hatte natürlich schädliche Auswirkungen auf meine Stimmbänder. Ich habe zu dieser Zeit auch an Wettbewerben teilgenommen, habe aber nie etwas gewonnen. Daraufhin hat mir diese Lehrerin geraten, das Stimmfach zu wechseln und Bariton zu werden. Da habe ich diese Dame nach sieben verlorenen Jahren verlassen, denn ich fühlte mich als Tenor. Ich bin zu Carlo Bergonzi gegangen - und dank ihm habe ich innerhalb von zwei Jahren Karriere gemacht", berichtet Licitra.

"Versuche nie, jemanden zu imitieren!"

"Bergonzi hat mir einen weisen Rat gegeben, den ich bis heute beherzige: Versuche immer, Du selbst zu bleiben und imitiere nicht andere Sänger. Jeder hat seine eigene Stimme, nütze diese, wie Gott sie Dir gegeben hat. Und folge immer Deinem Instinkt. Das habe ich beherzigt und der Erfolg bestätigt mich in meinen Bemühungen."

Internationaler Durchbruch an der Met

Seinen internationalen Durchbruch erzielte Salvatore Licitra 2002 an der New Yorker Met, als er kurzfristig bei einer Gala-Vorstellung für den erkrankten Luciano Pavarotti in "Tosca" einspringen musste:

"Man holte mich kurzfristig mit der Concorde von Mailand nach New York. Ich sollte bereit stehen, falls Pavarotti, der die erste Vorstellung abgesagt hatte, wieder nicht singen sollte. Doch es hieß, er werde diesmal singen. Also spazierte ich völlig gelassen durch die Stadt, kam total ruhig ins Theater und freute mich auf eine schöne Vorstellung mit dem berühmten Tenor. 30 Minuten vor Beginn sagte Pavarotti plötzlich ab - und ich musste doch einspringen. Das Publikum, das enorme Preise für diese Gala bezahlt hatte, nahm mich aber sehr gut auf, die Stimmung kippte zu meinen Gunsten und es bedankte sich begeistert für meine Leistung. Das war eine wunderbare Erfahrung, die ich sicher nie vergessen werde."

Alvaro in neuer Wiener "Forza"

Am 1. März 2008 sang Salvatore Licitra nun an der Wiener Staatsoper den Alvaro in der Premiere von Verdis "La forza del destino" unter Leitung von Zubin Mehta. Für die Neuinszenierung zeichnet David Pountney verantwortlich.

Seit seinem Debüt 2001 trat Licitra in Wien als Cavaradossi, als Andrea Chénier sowie als Pollione in Bellinis "Norma" auf.

Service

Opernwerkstatt, Sonntag, 9. März 2008, 15:06 Uhr

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