Der Autor Amos Oz

Melancholischer Friedenskämpfer

Seine in einem nüchternen, aber aufrüttelnden Stil geschriebenen Bücher beschäftigen sich mit der gesellschaftlichen und politischen Befindlichkeit Israels und seiner Bewohner. Oz gehört zu den Mitbegründern der israelischen Friedensbewegung.

Die Werke des bekanntesten israelischen Schriftstellers, Amos Oz, haben oft einen düsteren, melancholischen Unterton. Einer der prägenden Momente im Leben des als Amos Klausner in Jerusalem geborenen Literaten war der Selbstmord seiner Mutter, den er als Zwölfjähriger miterlebte. Das schwere Trauma beschrieb er in seinem autobiografischen Roman "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis".

Auch die stürmische Geschichte des Staates Israel hat das Werk von Oz entscheidend beeinflusst. Seine in einem nüchternen, aber aufrüttelnden Stil geschriebenen Bücher beschäftigen sich mit der gesellschaftlichen, politischen und psychologischen Befindlichkeit Israels und seiner Bewohner. Von allen israelischen Autoren sind seine Bücher mit bisher 36 in die meisten Sprachen übersetzt worden.

Politisches Engagement

Oz gehört zu den Mitbegründern der israelischen Friedensbewegung und gilt als hochpolitischer Mensch. Vor den israelischen Parlamentswahlen 2009 diente er als Galionsfigur einer neuen Linkspartei, die sich mit der liberalen Merez zusammenschloss. Das Bündnis erzielte jedoch mit nur drei von 120 Sitzen im Parlament ein enttäuschendes Ergebnis, das rechte Lager um Benjamin Netanjahu gewann die Oberhand.

Gestärkt aus den Trümmern seines Lebens
Als Oz 1939 als Sohn jüdischer Einwanderer aus der Ukraine in Jerusalem zur Welt kam, herrschte im damaligen Palästina noch die britische Mandatsmacht. Er wuchs in einer gebildeten, rechts-zionistischen Familie auf und besuchte zunächst eine national-religiöse Volksschule. Drei Jahre nach dem Tod seiner Mutter zog er in den Kibbuz Chulda und änderte seinen Familiennamen von Klausner zu "Oz", was auf Hebräisch "Stärke" bedeutet. Er habe damals mit der Namensänderung symbolisch seinen Vater umgebracht, schrieb Oz später, "um auf den Trümmern ein neues Leben aufzubauen".

Erste Erzählungen und das Buch "Länder des Schakals" basierten auf seinen Erfahrungen mit dem Leben in der Kollektivsiedlung. Oz studierte an der Hebräischen Universität in Jerusalem Literatur und Philosophie. Seitdem hat er über ein Dutzend Romane und Erzählungen geschrieben. 1992 wurde er mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet, 2005 mit dem Goethe-Preis der Stadt Frankfurt und 2006 mit dem Prinz-von-Asturien-Preis. Im deutschsprachigen Raum bekannte Werke von Oz sind unter anderem "Mein Michael", "Der perfekte Frieden", "Black Box", "Ein anderer Ort" und "Eine Frau erkennen".

Politischer Berater
Heute lebt der Vater dreier Kinder und mehrfache Großvater in der Wüstenstadt Arad, in die er in den 1980er Jahren wegen einer Asthma-Erkrankung seines jüngsten Sohns Daniel gezogen war. Er unterrichtet an der Ben-Gurion-Universität in Beerschewa Literatur. Der Autor wird mitunter als "Präsidenten-Flüsterer" beschrieben, weil Spitzenpolitiker in Israel sich gerne von ihm beraten lassen. "Israel ist wahrscheinlich das einzige Land der Welt, wo ein Premierminister einen Schriftsteller zu sich einlädt, wenn er ein tiefgründiges Gespräch führen will", sagte Oz einmal. "Er bewundert die Antworten und ignoriert sie völlig."

Oz hat sich immer wieder gegen die Besatzung und Besiedlung der Palästinensergebiete ausgesprochen. Obwohl er sich stark für eine Aussöhnung mit den Palästinensern und den arabischen Nachbarstaaten Israels engagierte, betonte der Literat stets, er sei kein typischer Pazifist. Er befürwortete anfangs auch die israelische Offensive im Gazastreifen zur Jahreswende, die international scharf kritisiert wurde, als angemessene Reaktion auf den fortwährenden Raketenbeschuss israelischer Grenzorte. Im Sechs-Tage-Krieg 1967 und dem Jom-Kippur- Krieg 1973 kämpfte er als Reservesoldat in einer Panzereinheit. Nach einem Schlag ins Gesicht die andere Wange hinzuhalten, sei nicht sein Stil, sagte er einmal: "Schlimmer als die Gewaltanwendung ist die Kapitulation vor der Macht."

Service

Amos Oz, "Geschichten aus Tel Ilan". Suhrkamp

Amos Oz, "Plötzlich tief im Wald", Suhrkamp Verlag

Amos Oz, "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis", Suhrkamp Verlag

Amos Oz, "Wie man Fanatiker kuriert", Tübinger Poetik-Dozentur

Amos Oz, "Das Schweigen des Himmels", Jüdischer Verlag

Amos Oz, "Eine Frau erkennen", Suhrkamp Verlag

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