Karl Lubomirskis Blick auf die Welt

"Was da alles noch zu lesen wäre ..."

Der Tiroler Schriftsteller Karl Lubomirski lebt schon seit bald fünfzig Jahren in Italien. In seinen Übersetzungen und Reiseberichten, in seinen Gedichten und Erzählungen lässt er andere teilhaben an seinem genauen, konzentrierten Blick auf die Welt.

In seiner Wahlheimat Italien erleben Karl Lubomirskis Gedichtbände rasch mehrere Auflagen, mehrere Literaturpreise zeugen von der Wertschätzung, die man dem Schriftsteller aus Österreich in Italien entgegenbringt. Seine Liebe zur italienischen Poesie und Kunst ließ ihn auch zum literarischen Vermittler werden, mehrmals hat Lubomirski Texte italienischer Autoren übersetzt, so etwa die Gedichte des florentinischen Malers und Lyrikers Paolo Frosecchi.

"Sie sollten auch Prosa schreiben", hatte Ernst Jünger dem schreibenden Kollegen einst geraten. Karl Lubomirski hat den Rat befolgt. Mehrere Prosabände sind entstanden. "Bagatellen" nannte er etwa einen Band mit vierzehn Erzählungen. Neben einigen Arbeiten für die Bühne - darunter einem Oratorium- hat der vielseitige Schriftsteller auch einige Reisebücher veröffentlicht.

Erfahrungen und Berichte von Reisen

Mehr als 50 Länder hat Karl Lubomirski bereist, in Bänden wie "Gefangene des Himmels" und "Bruder Orient. Sieben andere Reisen in den Nahen Osten" erzählt er von seinen Reise- Erfahrungen in Russland, Usbekistan, Rajastan, Sri Lanka und anderen Teilen der Welt.

"Bei Lubomirski ist nichts ungewöhnlich, außer dass er über das Gewöhnliche ungewöhnlich schreiben kann" - das notierte einst Günther Nenning zu den Reiseberichten von Karl Lubomirski. Ungewöhnlich ist auch die Biografie des Autors.

Aus einer aristokratischen polnischen Familie stammend wurde Karl Lubomirski 1939 in Hall in Tirol geboren, im Alter von 22 Jahren hat er Österreich verlassen um in Italien eine neue Heimat zu finden Über vierzig Jahre lang hat Karl Lubomirski für österreichische und deutsche Arbeitgeber in Italien gearbeitet. 1997 ging er in den Ruhestand.

Was beim Blick auf seine Lyrik auffällt: Seine Gedichte brauchen nur wenige Zeilen, kommen mit wenigen Worten aus. Ein Gedicht ohne Titel lautet:

Was ist eine Säule
die keinen Tempel trägt?


Im Gedicht "Das Schulzeugnis" heißt es:

Ich war der Vertraute der Bäume
und vergaß
für euch
Blätter zu zählen.


Ein anderes Gedicht trägt den Titel "Geburtstag" und stellt nur eine Frage:

Wer hat dich umgeblättert,
wer?

Späte Anerkennung im deutschsprachigen Raum

"Ich lebe seit bald 50 Jahren in Italien, ich war lange weg", sagt Karl Lubomirski, der es bedauert, dass seine Wahrnehmung als Autor im deutschsprachigen Raum lange gedauert hat. Erst spät kommt die Anerkennung in Form von Preisen und Einladungen zu Lesungen.

"Als Lyriker wird man bei uns mitunter milde belächelt", sagt er im Gespräch, "die Lyrik hat bei uns nicht den Stellenwert, wie sie es in vielen anderen Ländern, wie etwa in Italien, hat. Und das gilt nicht nur für die Lyrik, sondern für die Kunst an sich. Bei uns gibt es ganz schnell Schubladen wie 'altmodisch' oder 'nicht zeitgemäß'..."

Vor wenigen Monaten feierte er seinen 70. Geburtstag. Befragt nach Wünschen für die kommenden Jahre denkt Karl Lubomirski lange nach. Ein Buch über Mexiko würde er gerne noch schreiben, sagt er schließlich, aber dafür müsse er wohl eine Zeit lang dort leben.

Service

Karl Lubomirski, "Bagatellen", Edition Atelier

Karl Lubomirski, "Bruder Orient. Sieben andere Reisen in den Nahen Osten", Verlag Berenkamp

Karl Lubomirski, "Gefangene des Himmels", Verlag Berenkamp

Karl Lubomirski, "Palinuro", Verlag Berenkamp

Karl Lubomirski, "Propyläen der Nacht", Waldemar Weber Verlag

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