Mit "Rendezvous" in Ö1 Grafik-Serie

Desislava Unger, Grafik

Von der Malerei kam sie zur Grafik: Desislava Unger, gebürtige Bulgarin, Jahrgang 1980, die an der Angewandten studierte und heuer abgeschlossen hat. Bis Ende Juni zeigte sie ihre Arbeiten in der Diplom-Schau "traumbedeckt". Bei der Ö1 Grafik-Aktion ist sie mit dem Siebdruck "Rendezvous" vertreten.

"Ich habe wie fast alle Kinder zunächst mit Zeichnen begonnen. In der Folge habe ich mich entschieden, das Kunstgymnasium zu besuchen. Und die Ausbildung hat mir so gefallen, dass ich unbedingt weitermachen wollte.

Ich habe dann an der Nationalakademie für bildende Kunst in Sofia beim dritten Anlauf die Aufnahmeprüfung für Malerei gemacht. Man sagte mir damals, dass ich eher für Grafik geeignet sei. Aber ich habe meinen Kopf durchgesetzt und Malerei studiert. Nach vier Jahren Ausbildung habe ich schließlich verstanden, dass die Professoren Recht hatten", erzählt Desislava Unger, gebürtige Bulgarin aus Sofia, Jahrgang 1980, über ihre Entwicklung.

Seit 2005 studierte die Nachwuchs-Künstlerin an der Wiener Angewandten bei Sigisbert Schenk freie Grafik und hat im Juni 2010 abgeschlossen.

Mit dem Malerei-Studium hatte Unger 2001 an der Nationalakademie für bildende Kunst in Sofia in Bulgarien bei A. Daniel begonnen und schloss es 2005 mit dem Bachelor ab.

Durch Zufall nach Wien

Im letzten Studien-Jahr in Sofia besuchte die junge Künstlerin eine Freundin in Wien und sah sich damals auch an der Akademie der bildenden Künste und an der Angewandten um.

"Mir hat das Studien-Angebot beider Unis sehr gefallen. An der Akademie ist das Fach freier und mit Malerei gemischt. Da mich aber vor allem die Grafik und im Speziellen die technische Seite der Druckgrafik interessiert, habe ich mich für die Angewandte entschieden", berichtet Unger über ihre Wahl für Wien.

Durch Technik reduzierte Emotionen

"Mich fasziniert, dass die Grafik durch die Techniken nicht so emotionell wirkt wie die Malerei. Und der Beobachter so besser die Erzählung verstehen kann. Es beeindruckt mich nicht, dass man eine hohe Auflage drucken oder das Motiv reproduzieren kann. Als ich gemalt habe, waren meine Bilder sehr emotional - und das war nicht so verständlich für den Betrachter", erläutert Unger ihren künstlerischen Zugang.

Diplom-Schau "traumbedeckt"

Bei ihrer Diplom-Schau an der Angewandten, die bis 30. Juni 2010 stattfand, zeigte Desislava Unger die Serie "traumbedeckt", die aus 14 Grafiken besteht.

Diese Arbeiten, die Radierung, Siebdruck und Prägedruck umfassen, basieren auf drei Skizzenbüchern, die ebenfalls ausgestellt waren.

Fantastische Erzählungen

"Ich erzähle Geschichten, die ich aber noch nicht kenne. Ich lese zum Beispiel kein Buch und mache dann eine Illustration. Ich zeichne - und aus meiner Fantasie entstehen die Erzählungen", charakterisiert Desislava Unger ihre Arbeiten, für die sie das Medium Zeichnung verwendet.

Die Radierung im Zentrum

"Ich verwende vor allem die Technik der Radierung bei meinen Arbeiten. Weiters Allografie, Lithografie, Linol- und Holzschnitt. Ich habe auch ausprobiert, auf verschiedenes nicht herkömmliches Material wie Holz und Metall zu drucken", erklärt die Kunst-Grafikerin.

Zyklus "Mama, Papa, ich und andere Leute"

Zu einer der wichtigsten Arbeiten von Desislava Unger zählt der 15 Blätter umfassende Zyklus "Mama, Papa, ich und andere Leute", der im Vorjahr entstanden ist:

"Ich mache immer Zyklen, weil ich mich mit einzelnen Blättern nicht so gut ausdrücken kann. Diese Serie kleiner Grafiken handelt von meinen Kindheitserinnerungen, meinen Wünschen und Vorstellungen. Es sind Radierungen mit Siebdruck gemischt."

"Vivatis"-Preis für "Schlaraffenland" ...

In ihren Arbeiten stellt Desislava Unger mit Humor und der "nötigen Portion Selbstkritik" manche Bedingungen der Wohlstandsgesellschaft in Frage. Wie zum Beispiel in ihrer Siebdruck-Serie "Schlaraffenland", für die sie 2008 beim "Vivatis Wettbewerb" mit dem zweiten Preis ausgezeichnet wurde:

"Der Wettbewerb war zum Thema Schlaraffenland ausgeschrieben. Ich habe in diesem Zyklus von Zeichnungen Menschen aus Fleisch und Gemüse dargestellt."

... und Gewinnerin bei Stiegl-Fußball-EM-Bewerb

Und ebenfalls vor zwei Jahren gewann Unger den Etiketten-Wettbewerb der Salzburger Brauerei Stiegl, der anlässlich der Fußball-EM 2008 stattfand.

"Die Vorgabe für diesen Bewerb war, dass alle teilnehmenden Länder repräsentiert sein sollten. Ich habe mit meiner Arbeit für die Türkei gewonnen. Mein Etikett stellte einen fliegenden Teppich mit einem tanzenden Derwisch mit Fußball dar."

Bei Ö1 Grafik-Aktion mit Siebdruck "Rendezvous"

Und im Herbst 2010 wird Desislava Unger im Rahmen der Ö1 Grafik-Aktion, bei der Künstler/innen der Ö1 Talentebörse eigens Arbeiten für diesen Anlass schaffen, mit ihrem Siebdruck "Rendezvous" vertreten sein.

"Ich habe dieses romantische Thema in Form eines Vier-Farben-Siebdrucks ironisch behandelt. Man sieht zwei Menschen: einen Mann aus Fleisch, und eine Frau aus Gemüse auf einer schönen Tapete als Hintergrund."

Im Rahmen des Ö1 Quiz "gehört.gewusst" erhalten die Gewinnerin beziehungsweise der Gewinner im Herbst dieses Jahres Ungers Grafik "Rendezvous".

Aktuelle Ausstellungen und Einzel-Schau

Seit 2004 hat Unger, die auch über zahlreiche Publikationen verfügt, bereits an 40 Gruppen-Ausstellungen teilgenommen.

2011 präsentierte sie ihre ihr erste Einzelausstellung "Stirnrunzeln" in der Galerie Rytmogram in Bad Ischl. 2012 folgte die Schau "Schwein gehabt" im Kundenzentrum der Bank Austria in Wien.

Als freischaffende Künstlerin leben

Wie lauten die Zukunftswünsche der jungen Grafik-Künstlerin, die gerne in einem Tief- oder Siebdruck-Atelier arbeiten würde?

"Einmal von meiner Kunst leben zu können. Aber ich werde sowieso Kunst machen - gleichgültig ob diese Situation eintrifft oder nicht", so Desislava Unger.

Service

Mehr zu Ausstellungen, Preisen, Stipendien und Publikationen von Desislava Unger in oe1.ORF.at

Kontakt
Desislava Unger

Links
Desislava Unger
Universität für angewandte Kunst Wien
National Academy of Art Sofia
kunstraumarcade - "Liebe, Tod und Druckerin" - Astrid Kitzler, Johanna Klement, Larissa Leverenz, Desislava Unger
Goethe-Institut Bulgarien
Künstlerhaus Wien
Stieglbrauerei Salzburg