Erster Hochsee-Windpark in Betrieb

Windenergie aus der Nordsee

In Deutschland ist der erste Hochsee-Windpark in Betrieb gegangen. Zwölf riesige Windkraftanlagen sollen vor allem für Testzwecke dienen, aber auch gleichzeitig Strom für rund 50.000 Haushalte produzieren. Der Park soll Daten über die künftige flächendeckende Stromgewinnung aus Wind bringen.

Morgenjournal 28.04.2010

Mitten im Meer

Vom Festland aus sind die Windräder nicht zu sehen, und das obwohl sie eine Höhe vergleichbar mit dem Kölner Dom erreichen. Die riesigen Anlagen stehen kilometerweit von der Küste entfernt in der Nordsee, wo besonders günstige Windverhältnisse vorliegen und wo sie niemanden stören. Über ein Seekabel wird der Strom ins deutsche Netz geliefert. Ein Konsortium aus den Stromkonzernen EWE, EON und Vattenfall hat den Park errichtet. Für den deutschen Umweltminister Norbert Röttgen ein entscheidender Schritt für die künftige Energieversorgung: "Das ist die Zukunft der Energieversorgung. Sie ist technisch machbar und wir müssen sie nicht nur planen, sondern realisieren."

Erfahrungen beim Bau

"Alpha Ventus" heißt das Projekt. Es soll Aufschlüsse darüber geben, ob mit derartigen Anlagen künftig genügend Strom erzeugt werden kann, ohne dass es zu erheblichen Mehrkosten gegenüber bestehenden Stromerzeugungsmethoden kommt. Schon beim Bau hat man erste Erfahrungen gesammelt. Jedes Windrad wiegt bis zu 410 Tonnen - das entspricht etwa dem Abfluggewicht eines Jumbojets. Die Fundamente mussten in 30 Meter Wassertiefe in den Meeresgrund gerammt werden - ein technischer und logistischer Aufwand, der kombiniert mit schlechtem Wetter das Projekt um mehrere Monate verschoben hat.

Teurer als geplant

Bedingt durch den hohen Wellengang in der Nordsee musste ein schwereres Schiff als ursprünglich geplant genommen werden, erklärt Werner Brinker, Vorstandsvorsitzender von EWE. Dadurch sind auch die Kosten gestiegen: um 60 Millionen Euro hat sich der Windpark verteuert auf insgesamt 250 Millionen.

Sorge um Zugvögel

Begleitet wird das Projekt von wissenschaftlichen Untersuchungen zu Auswirkungen auf die Umwelt. Umweltschützer wie Holger Buschmann vom Naturschutzbund Niedersachen kritisieren, dass Meeressäuger und vor allem Zugvögel betroffen sein könnten. Man habe versucht, die Anlage nicht genau in die Zugvögel-Routen zu verlegen. Zu hundert Prozent sei das aber nicht möglich, vor allem, wenn man nur kurze Zeit untersucht hat, so Buschmann.