80 bis 90 Prozent der Au-Gewässer verloren

Rote Listen Lebensräume: Binnengewässer

Laut der "WasserRahmenRichtlinie" der EU sollen alle Gewässer einen "guten Zustand" erreichen - nicht nur hinsichtlich Schadstoffbelastung, sondern auch hinsichtlich ihres gesamten ökologischen Zustandes. Wie sieht das am Beispiel der Donau aus?

Auch in ihrem "Aktionsplan zur Biodiversität" widmet die EU einen großen Teil dem Wasser: seien es Abwässer und Kanalisation, seien es Düngemittel in der Landwirtschaft, sei es die räumliche Umgestaltung von Ufern und Flussstrecken.

Wie es um die Binnengewässer Österreichs bestellt ist, schildert heute im Wissen-aktuell-Schwerpunkt zum "Internationalen Jahr der Biodiversität" der Ökologe Franz Essl vom Umweltbundesamt - am Beispiel der Donau:

"Wer an die Donau denkt in Österreich, denkt an ein Fließgewässer. Aber aus ökologischer Sicht ist das nur die halbe Wahrheit, denn im unregulierten, natürlichen Zustand war die Donau begleitet von einer Vielzahl an Au-Gewässern und Nebenarmen, die zum Beispiel für die Donaufische ganz wichtige Kinderstuben waren. In den letzten 150 Jahren wurde in Österreich die Donau reguliert und später auch für Kraftwerksbauten und für die Schifffahrt ausgebaut. Das hat dazu geführt, dass diese Au-Gewässer extremen Flächenverlust erlitten haben. Wir wissen, dass von den ehemals vorhandenen Au-Gewässern (nicht nur an der Donau, sondern an allen Flüssen Österreichs) etwa 80 bis 90 Prozent verloren gegangen sind und mit ihnen auch die Arten, die auf diesen Lebensraum angewiesen waren: Libellen, Kleintiere und eben auch viele Fischarten. Wie kann der Schutz der heute noch verbliebenen Au-Gewässer aussehen: ganz wichtig ist, in den Bereichen, wo die Flüsse noch frei fließen – zum Beispiel im Nationalpark Donau-Auen östlich von Wien - Flussrenaturierung durchzuführen, Nebenarme anzubinden, Dämme rückzulegen. Das dient dazu, die Au-Gewässer zu schützen sowie (durch die Flussdynamik) die Neubildung von Au-Gewässern zu ermöglichen und es verbessert gleichzeitig den Hochwasserschutz, da ein Mehr an Retentions-/ an Hochwasserrückhalteräumen geschaffen wird."