Theater Hausruck zeigt "€AT"

Arm und Reich

Nach Stücken wie dem NS-Aufarbeitungsdrama "Z!PF" und der Asyltragödie "A Hetz" aus der Feder des Autors Franzobel widmet sich das für seine brisanten politischen Stoffe bekannte "Theater Hausruck" nun in seiner aktuellen Produktion "€AT" der immer weiter aufklaffenden Schere zwischen Arm und Reich.

Kulturjournal, 14.07.2010

Ladenhüter Mensch

In der riesigen Industrieruine einer in Konkurs gegangenen Polstermöbelfabrik im oberösterreichischen Attnang-Puchheim wird unsere krisengebeutelte Konsumgesellschaft in spektakulären Bildern als grotesker Jahrmarkt inszeniert.

In den riesigen Stellagen der ehemaligen Möbelfabrik warten Menschen, jeder sitzt in einem Regal. Sie sind Ladenhüter, arbeitslos. Werden sie vom Markt länger nicht benötigt, hebt sie ein Stapelfahrer aus dem Regal, werden sie auf einen Haufen geworfen, zu anderen entsorgten menschlichen Ressourcen.

Es sind starke, überdimensionierte Tableaux Vivants, die Chris Müller und Georg Schmiedleitner in der 5.000 Quadratmeter großen Industrieruine entwerfen.

Billiger Tand, schmutzige Deals

Ein heruntergekommener Kirtag, ein Jahrmarkt samt Kasperltheater, Hippodrom und echten Kamelen wird den langsamen Zusammenbruch unserer nur von Geld regierten Welt symbolisieren. Billiger Tand und schmutzige Deals, Drahtseilakte und Geisterbahnen, Halunken und Helden, Sieger und Verlierer.

Das Theater Hausruck lässt all die Schießbudenfiguren unserer modernen Warenwelt in den stillgelegten Fabrikhallen antreten.

Text-Potpurri

Auf Autor Franzobel wurde für die diesjährige Theater-Hausruck-Produktion "€AT" verzichtet, zugunsten eines Potpourris an Texten von Karl Marx, Rudi Dutschke oder Sisyphos. Und zahlreichen Aussagen von Menschen aus der Region.

Der Berliner Art-House-Horrorfilmer Jörg Buttgereit wird ebenso Teil der Produktion sein wie die deutsche Pornodarstellerin Jana Bach.

Die apokalyptischen Visionen verdichten sich zu einer kapitalistischen Show des Größenwahnsinns, die nur ein einziges Mal aufgeführt wird, am 24. Juli 2010.

Textfassung: Ruth Halle