Gilt ab Jänner 2012

Stierkampfverbot in Katalonien

In Katalonien ist ein Verbot über die Stierkämpfe verhängt worden. In einer Abstimmung im Parlament in Barcelona wurde mit 68 gegen 55 Stimmen die Abschaffung der Corridas beschlossen. Auf den Kanareninseln sind Stierkämpfe bereits seit 1991 nicht erlaubt. Nicht nur Argumente der Tierschützer spielten in der Diskussion um den Stierkampf eine Rolle.

Mittagsjournal, 28.07.2010

Sieg der Tierschützer

Die Tierschützer sprachen von Angst und Todesqualen, die mehrere tausend Kampfstiere jährlich in den spanischen und französischen Arenen erleiden. Bis der Stier im rund 20-minütigen Duell mit dem Torero durch einen Degenstich ins Genick stirbt, sei er unnötigen Torturen ausgesetzt. Deshalb forderten Tierschützer seit Jahren ein Verbot des Stierkampfs, sowie ein Einschreiten der EU, die über Subventionen die spanischen Stierzüchter unterstützt.

Die Abstimmung im katalanischen Parlament, die kurz vor Mittag durchgeführt wurde, brachte eine Mehrheit für das Verbot des Stierkampfs: 68 Abgeordnete stimmten mit Ja, 55 dagegen.

40.000 Arbeitsplätze

Für Stierkampf-Aficionados gelten die Kategorien von Quälerei und Todesangst nicht. Sie verweisen auf die den Stieren angeborene Aggressivität und auf die wenig tierfreundlicheren Bedingungen beim Transport und der Schlachtung von Vieh in der Lebensmittelindustrie.

40.000 Arbeitsplätze – viele davon auch in Katalonien – seien durch das Verbot in Gefahr. Jeder Katalane werde, so eines der letzten Argumente der Stierkampffreunde, durch die Abschaffung der Corridas mit rund 50 Euro belastet werden.

David Perez ist Abgeordneter der Sozialistischen Partei im Parlament in Barcelona: „In meiner Partei gab es eine Minderheit, die gegen die Corridas war. Aber die Mehrheit, mindestens 30 Abgeordnete stimmten gegen das Verbot, weil man nicht alles verbieten kann, was einem nicht gefällt.“ Doch nicht nur Argumente des Tierschutzes spielten in der Diskussion um den Stierkampf eine Rolle. Für katalanische Nationalisten ist das Verbot ein wichtiges Signal der Abgrenzung zu Spanien. Das „typisch spanische“ Spektakel, das in einigen Landesteilen als Kulturgut anerkannt ist und zahlreiche Anhänger hat, wurde rasch zum „Politikum“: Der Vorstoß der Tierschützer kam den separatistischen Bestrebungen der Politiker entgegen.

Kluft zu Spanien vertieft

Das Urteil des Madrider Verfassungsgerichts, das erst vor wenigen Tagen mehrere Artikel der katalanischen Konstitution für verfassungswidrig erklärte, hatte die anti-spanische Stimmung angeheizt.

Mit Blick auf die im Herbst fälligen Regionalwahlen versuchen sich die nationalistischen Parteien zu profilieren. Der frühere Präsident des FC Barcelona will eine separatistische Partei gründen, die auf die Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien setzt. Die republikanische Linkspartei, die in einer Koalition mit Grünen und Sozialisten die Regierung stellt, fordert die Abschaffung der Monarchie und einen souveränen Staat Katalonien.

Das Verbot der Stierkämpfe wird die Kluft zwischen Katalonien und Spanien vertiefen.