Andere Themen sind wichtiger

Haider ist in Libyen und Irak kein Thema

Die Geschichte rund um angebliche Geldflüsse an Jörg Haider aus Libyen und dem Irak von insgesamt mehr als 50 Millionen Euro dürften im arabischen Raum niemanden aufregen. Vor allem in den genannten Ländern selbst sind solche Berichte im Moment kein Thema.

Mittagsjournal, 04.08.2010

Haider eng mit Gaddafi-Familie befreundet

Jörg Haider war zu Lebzeiten durchaus gern gesehener Gast in arabischen Medien. Wohl deswegen, weil er sich so unverblümt als Freund von Diktatoren darstellte, die sonst in den Westlichen Ländern verpönt waren. In den Jahren 2000 bis 2002 war er des Öfteren Gast in Libyen und im Irak. Mit dem libyschen Revolutionsführer Gaddafi traf er im Wüstenzelt zusammen und besprach Wirtschaftskontakte für das Land Kärnten. Er betonte immer auch seine persönliche Sympathie und Nähe zur Familie Gaddafi. Mit dem ältesten Sohn Saif, der in Wien studierte und seine weißen Tiger im Tiergarten Schönbrunn unterbrachte, war er nach eigenen Angaben eng befreundet. Haider lud ihn 2002 in seine Opernball-Loge ein. Und er bot sich als Vermittler an, als der jüngste Sohn Hannibal in der Schweiz verhaftet wurde.

Verbindungen zum Irak

In enger Freundschaft verbunden war Haider auch dem, unter Saddam Hussein amtierenden irakischen Außenminister Naji Sabri, den er bei sich zu Hause im Bärental bewirtete. Haider bot ihm in Kärnten ganz unbürokratisch Asyl, falls dies nach dem Irakkrieg nötig sein sollte. Dem Diktator Saddam Hussein selbst ist Haider auch zweimal begegnet, doch hier scheint keine so enge persönliche Beziehung zustande gekommen zu sein. Im irakischen Fernsehen trat Haider als humanitärer Helfer auf und sprach von uneingeschränkter Sympathie für das irakische Volk und verurteilte die Angriffe der USA auf den Irak.

Fauxpas bei Al Jazeera

Er übermittelte beste Grüße nicht nur der Kärntner, sondern gleich des ganzen österreichischen Volkes, was bei den anderen Parteien sehr schlecht ankam. Unvergessen ist auch ein Auftritt Haiders im arabischen Fernsehsender Al Jazeera. Er wetterte gegen die USA, während Vizekanzlerin Susanne Riess Passer gerade zu einem offiziellen Besuch in Washington war.

Keine Berichte in Medien

Mit seinem theatralischen Auftreten und den blumigen Worten von Freundschaft und Solidarität traf er damals gut den Geschmack seiner Gesprächspartner. Immer wieder war auch von Milliardengeschäften die Rede, die er dort angebahnt haben will. Jetzt hingegen herrscht im Irak und in Libyen offenbar kaum Interesse an Geschichten über mögliche Geldflüsse. Die österreichische Botschafterin in Tripolis, Dorothea Auer bestätigt, dass das Thema in den libyschen Medien keinerlei Niederschlag findet. Das überrascht allerdings wenig, denn Muammar Gaddafi regiert das Land ja noch immer. Kritische oder oppositionelle Medien gibt es dort keine.

Irak hat andere Sorgen

Im Irak hingegen ist die Familie von Saddam Hussein Geschichte, der Diktator und seine Söhne sind tot und Ex-Außenminister Naji Sabri lebt im Ausland. Die Übergangsregierung in dem zerstörten Land hat andere Sorgen als kolportierte zehn Millionen Euro, die vor Jahren aus dem Land geflossen sind. Das Regime Saddam hat von seinem damaligen Ölreichtum ohnehin nichts an die Bevölkerung weiter gegeben. Die Journalistenkollegen, die die Medien im Irak verfolgen, sagen, dass sie in den vergangenen Tagen kein einziges Mal den Namen Haider gelesen haben. Die österreichische Botschaft in Amman, die den Irak mit betreut, bestätigt das. Einmal gab es eine Meldung in einer arabisch sprachigen Online-Zeitung. Es war kein Eigenbericht, sondern eine Meldung einer internationalen Presseagentur, die auch in anderen internationalen Zeitungen übernommen wurde.

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