Mit mehreren österreichischen Kurzfilmen

67. Filmfestspiele von Venedig

Dustin Hoffman, Ben Affleck, Catherine Deneuve und Natalie Portman sind nur einige der Filmstars, die zu den heurigen Filmfestspielen von Venedig erwartet werden. Offiziell eröffnet wird das Festival am 1. September 2010. Im Wettbewerb um den Goldenen Löwen, dessen Jury dieses Mal von US-Regisseur Quentin Tarantino angeführt wird, konkurrieren 24 Filme aus 12 Nationen.

Kultur aktuell, 01.09.2010

Verjüngung

Jung und spritzig, experimentierfreudig und mutig, so soll sich der Wettbewerb von Venedig heuer der Öffentlichkeit präsentieren. Noch nie in der Geschichte der Mostra wären so viele junge Regisseure ins Rennen um den Goldenen Löwen gegangen, meint auch Festivaldirektor Marco Müller.

Tatsächlich sucht man die auf europäischen Großfestivals so beliebten Altmeister des europäischen Kinos, vornehmlich französischer oder englischer Provenienz, heuer vergeblich in Venedig. Doch das Match wird dieses Mal ohnehin weniger zwischen Generationen ausgetragen als vielmehr zwischen Nationen.

Heimvorteil

Gleich sechs Filme stellen die USA, darunter von Festivallieblingen wie Julian Schnabel, Vincent Gallo, Kelly Reichardt und Sofia Coppola. Letztere nimmt in ihrem Film "Somewhere" das amerikanische Schauspielbusiness ironisch unter die Lupe und lässt einen Hollywood-Jungstar durch die Zuwendung zu seiner Tochter aus einer Sinnkrise finden.

Als Gegenpol zum US-Kino hat sich auch das italienische Filmschaffen mit vier Vertretern im Wettbewerb in Stellung gebracht. Das Ausnutzen des Heimvorteils ist zwar auch in Berlin und Cannes üblich, in Venedig wurde aber in den letzten Jahren immer wieder die Wettbewerbswürdigkeit italienischer Produktionen angezweifelt.

Orizzonti

Alexander Horwath, Direktor des Österreichischen Filmmuseums, ist heuer nicht nur Jurymitglied im zweiten Venedig-Wettbewerb Orizzonti, sondern war auch lange Zeit als Konsulent für das Festival tätig. Er meint, dass die Interessen der italienischen Filmindustrie in Venedig gewahrt werden müssten. "Es kommt gar nicht in Frage, da eine massive Zurückstufung der Präsenz des eigenen Filmschaffens vorzunehmen, obwohl es vielleicht aus internationaler Sicht adäquat wäre", so Horwath.

Mit Tom Tykwers Film "Drei" ist Deutschland am Lido vertreten, In seiner Tragikomödie rund um eine ungewöhnliche Dreierbeziehung ist die österreichische Schauspielerin Sophie Rois in einer Hauptrolle zu sehen.

1A-Klasse

Österreich ist zwar heuer nicht im Rennen um den Goldenen Löwen, dafür mit vier Kurzfilmen von Martin Arnold, Peter Tscherkassky, Harald Hund und Paul Horn sowie Sasha Pirker in der Sektion Orizzonti am Lido präsent, nicht zuletzt eine weitere Anerkennung des österreichischen Kurz- und Experimentalfilms.

"Diese Dichte ist sehr schön und sollte auch ein politisches Zeichen sein hierzulande", meint Horwath, "dass das eine Gattung ist, in der Österreich in der 1A-Klasse des Weltkinos fährt, und zwar regelmäßig."

Den goldenen Ehrenlöwen für sein Gesamtwerk erhält dieses Jahr der chinesisch-amerikanische Filmregisseur John Woo. Eröffnet wird das Festival mit dem Drama "Black Swan" von Darren Arronofsky; er hat 2008 mit seinem Film "The Wrestler" schon einmal einen Goldenen Löwen gewonnen.

Textfassung: Ruth Halle