Weltweites Interesse lässt nach

UNO mahnt: Viel zu wenig Hilfe

Das Interesse der Medien an der Überschwemmungskatastrophe in Pakistan hat in den vergangenen Tagen abgenommen. Jetzt schlägt die UNO Alarm: Auch die Bereitschaft der Mitgliedsstaaten, Geld für die Hilfsaktionen zur Verfügung zu stellen, ist zurückgegangen. Nicht einmal die Summe ist zusammengekommen, die die UNO für ihre ersten Nothilfsmaßnahmen gebraucht hätte.

Mittagsjournal, 08.09.2010

Noch immer Hunderttausende flüchtig

Im Süden Pakistans werden immer noch täglich neue Gebiete überschwemmt, wieder sind hunderttausende Menschen auf der Flucht, in den Städten Johi und Dadu kämpfen die Hilfsmanschaften verzweifelt, die Schutzdämme noch rechtzeitig zu verstärken, um die Häuser vor dem Hochwasser zu retten. Im Großteil des Landes hingegen ist der Höchststand der Fluten vorüber, atmet Amjad Jamal, der Sprecher der UNO-Lebensmittelhilfsorganisation World Food Program in Islamabad auf. "Das Wasser geht zurück, viele Gebiete sind nun wieder über Straßen erreichbar, obwohl wir auch weiterhin Hubschrauber einsetzen müssen", sagt Jamal. Auch die Hilfsorganisation Oxfam kann nun Lebensmittel an Menschen verteilen, die noch vor wenigen Tagen von der Außenwelt abgeschnitten waren. Trotzdem: Grund zur Entwarnung sieht Rebecca Wynn, die Oxfam-Sprecherin in Islamabad, nicht:

Spendenbereitschaft hat nachgelassen

Die Lage ist in Wirklichkeit schlimmer geworden, die Zahl der Hilfsbedürftigen wächst jeden Tag, so Wynn. 21 Millionen Betroffene, 10 Millionen Obdachlose, 6 bis 8 Millionen, die Lebensmittel brauchen, das sind die neuesten Schätzungen der UNO. Doch immer noch fehlt der UNO Geld, um alle notwendigen Hilfsmaßnahmen zu finanzieren. Das World Food Program ist da ein typisches Beispiel, sagt Sprecher Jamal: "Wir brauchen das Geld jetzt. Am Anfang haben die Spender ja auf unsere Aufrufe ganz gut reagiert, und wir haben jetzt genug Mittel, um für diesen Monat durchzukommen. Wir werden alle Menschen mit Essen versorgen können, die wir nach unserem Plan erreichen sollten. Aber schon für die nächste Runde an Lebensmittelpaketen, also dafür, dass wir unser Programm fortführen können, fehlt uns das Geld. Und wir bräuchten diese Geld jetzt, weil wir sollten bereits jetzt Lebensmittel für den nächsten Monat einkaufen. Aber die Spendenbereitschaft hat inzwischen nachgelassen. Die Geber müssen wirklich das Ausmaß dieser Katastrophe verstehen. Sie ist die Schlimmste in der Geschichte des Landes.

"Geld, nicht nur Zusagen"

460 Millionen Dollar hätte sich die UNO für ihre Sofortmaßnahmen gewünscht. Mehr als drei Wochen ist es her, dass sie sich mit diesem Aufruf an ihre Mitgliedsländer gewandt hat. Tatsächlich erhalten hat die UNO bis jetzt aber gerade zwei Drittel der Summe. Es besteht immer noch fürchterliche Geldnot. Für sauberes Wasser und Hygiene-Maßnahmen gibt es zum Bespiel erst 30 Prozent der Mittel, die man bräuchte. Und die Spender müssen auch echtes Geld geben, Geld, das sofort verfügbar ist, nicht leere Zusagen und Versprechungen. "Denn nur rasches Handeln kann jetzt die nächste Katastrophe verhindern", sagt Oxfam-Sprecherin Wynn.

Krankheiten kommen, Verwüstung bleibt

In den Lagern und den behelfsmäßigen Notunterkünften bahnt sich eine Gesundheitskrise an: "Die Zahl der Fälle von Durchfallerkrankungen steigt, 600.000 sind es schon. Auch Malaria und Hautkrankheiten sind stark im zunehmen. Also, die Leute brauchen wirklich ordentliche Sanitär-Einrichtungen und sauberes Trinkwasser, um den Ausbruch von Krankheiten zu verhindern. Doch damit ist es nicht getan - mit dem Rückgang des Hochwassers werden nun erst die Verwüstungen sichtbar", sagt Amjad jamal. Die Überflutungen haben die Lebensgrundlage der Menschen zerstört, ihre Häuser, die Infrastruktur ist zerstört, viele Straßen und Brücken. Es bedarf großer Anstrengen, diesen Leuten zu helfen, damit sie wieder ein normales Leben führen können. Wir schätzen jetzt, dass 6 Millionen Menschen 6 Monate lang Lebensmittelhilfe benötigen werden." Und um das zu finanzieren, wird noch viel mehrt Geld nötig sein, als ursprünglich angenommen. Für Mitte September plant die UNO eine Geberkonferenz.

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