Ex-SBB-Chef: Klare Konzepte nötig

Verluste als Thema für ÖBB-Aufsichtsrat

Der Aufsichtsrat der Österreichischen Bundesbahnen hat Donnerstagabend über die aktuellen Probleme der Bahn diskutiert. Das Ergebnis der Aufsichtsratssitzung will das Bahn-Management Freitagvormittag bekannt geben. Der frühere SBB-Chef Benedikt Weibel rät den ÖBB jedenfalls zu klaren Konzepten.

"An Effizienz führt nichts vorbei"

Ex-SBB-Chef Benedikt Weibel im Morgenjournalgespräch vom 10.09.2010 mit

Erfolg mit Leistungsvereinbarung

Im Ö1-Morgenjournalgespräch zeigt sich Weibel "erstaunt" über die Politisierung des Bahngeschäfts in Österreich, dass die Bestellung nicht nur der Vorstände, sondern auch der Ebenen darunter noch mit der politischen Farbenlehre zu tun habe. Als Grundlage des Schweizer Bahnerfolgs nennt Weibel die Bahnreform im Jahr 1999 mit einer großzügigen Entschuldung, aber auch einem "sehr guten Instrumentarium" - der Leistungsvereinbarung. Diese Leistungsvereinbarung werde für jeweils vier Jahre vom Parlament abgesegnet und dann werde die Bahn innerhalb dieses Rahmens "wirklich unpolitisch" geführt.

Mehr Leistung mit weniger Personal

Außerdem: "An der Effizienz führt überhaupt nichts vorbei", sagt der Ex-SBB-Chef. Die Politik sei nur bereit, die Milliarden zu zahlen, wenn sie wissen, dass das Geld effizient eingesetzt wird. Die Schweizer Bahn habe ein Viertel der Belegschaft abgebaut und zugleich die Leistung um fast 50 Prozent erhöht - im Einklang mit den Gewerkschaften. Die Beamten mussten bereit sein, sich geografisch und beruflich zu verändern.

Klare Konzepte

Die ÖBB brauchten jedenfalls klare Konzepte, wie etwa in der Schweiz, wo man von jedem Knotenpunkt alle halben Stunden eine Zugsverbindung bekomme. "Ein dichtes Angebot und die Verfügbarkeit ist das Wichtigste", so Weibel.

Morgenjournal, 10.09.2010

Verluste im Güterverkehr

In der gestrigen Sitzung wollten die Aufsichtsräte der Bahn von ÖBB-Chef Christian Kern wissen, wie er die Verluste, vor allem im Güterverkehr, in den Griff bekommen will. Details hat Kern gestern noch nicht vorgelegt. Soweit man bisher weiß, hat er aber für die nächsten Wochen ein Konzept in Aussicht gestellt. Die Antwort auf die hohen Verluste der Rail-Cargo-Austria könnten Einschnitte beim Güterverkehr sein. Wie das Sparprogramm genau aussehen könnte, soll Kern bis Oktober dem Aufsichtsrat vorlegen, wie der Kurier berichtet.

Die Rail-Cargo-Austria hat allein heuer im ersten Halbjahr an die 80 Millionen Euro Verlust gemacht. Damit dürfte der Verlust der ÖBB insgesamt heuer weit über 100 Millionen ausmachen. Wo die ÖBB noch sparen wollen, ist noch nicht absehbar.

Entspannung im Lohnrundenkonflikt?

Im Personenverkehr verspricht die Bahn-Führung, das Angebot zu verbessern, was mit weniger Geld schwer sein dürfte. Und beim Personal hat das Bahn-Management mit der Eisenbahner-Gewerkschaft zu kämpfen. Die will von der Idee einer Null-Lohnrunde nichts wissen und verlangt, dass die Eisenbahner eine Lohnerhöhung bekommen, die mindestens die Teuerung ausgleicht. Gewerkschaftschef Haberzettl spricht von 1,8 Prozent. ÖBB-Chef Kern hat angeblich schon vorsichtig Verständnis dafür signalisiert, dass die Eisenbahner keine Null-Lohnrunde akzeptieren werden.

Sparkurs bei Honoraren

Vergleichsweise einfach dürfte es da sein, dass die ÖBB ihre Ankündigung wahr machen und bei den Berater-Honoraren sparen. Zuletzt sind ja Millionen-Honorare an diverse Berater bekannt geworden. In Zukunft will ÖBB-Chef Kern, dass Teilunternehmen der Bahn nur noch Berater beschäftigen dürfen, wenn die Konzern-Holding das erlaubt.