Mit beißender Ironie gegen Fremdenhass

Kunstprojekte zu Asyl und Fremdenrecht

In letzter Zeit nehmen immer wieder Künstler zum Thema Asyl und Fremdenrecht Stellung - in Form von politischen Manifestationen und Kunstprojekten. Im Kunstraum Niederösterreich wurde die Ausstellung "Mit uns ist kein (National)staat zu machen" eröffnet.

In der Ausstellung "Mit uns ist kein Nationalstaat zu machen" wird gleich beim Eingang Klartext geredet. In einer Wandinstallation von Petja Dimitrova heißt es: "Wir basteln trotz Integrations-Schikanen und Leitkulturterror unsere Identitäten immer neu".

Viele arrivierte österreichische Künstler haben Migrationshintergrund oder waren einmal selbst Asylwerber; nicht zuletzt davon erzählt die Ausstellung.

Bei der Eröffnung im Kunstraum Niederösterreich verteilte der Künstler Hansel Sato, geboren in Peru, eine selbst produzierte Zeitung: "Österreichische Nachrichten". Gestaltet ist sie wie ein Boulevardblatt - nur die Meldungen machen stutzig. Zum Beispiel:

Kultur aktuell, 01.10.2010

"Österreichische Nachrichten" - ironischer Anti-Boulevard

"Altersheime werden bald nach Rumänien und Polen verlagert. - Die starken Einschränkungen bei Arbeitsgenehmigungen nach dem neuen Ausländerbeschäftigungsgesetz haben zu einem Mangel an Pflegefachkräften in österreichischen Altersheimen geführt. Jetzt wird für 2011 eine Verlagerung von 100 Altersheimen nach Rumänien geplant. In Wien werden nun Rumänisch- und Polnischkurse für SeniorInnen teilweise gefördert."

Die Nachricht ist natürlich erfunden. Mit ähnlich beißender Ironie nimmt sich die Gruppe "stahlglatt und blumeenweich" des Ausländerthemas an. In Wiener Bezirken mit hohem Migrantenanteil führt die Gruppe so genannte "Österreichertests" durch. Mittels Fragebögen, Schädelvermessung und Gentest.

Letztes Wochenende stand der Testcontainer in Wien-Favoriten, morgen soll er am Wallensteinplatz Station machen. Peter Tappler, ein Mitglied der Gruppe, ist schon neugierig, ob sich wieder lange Schlangen bilden werden.

Kennzeichnungspflicht für Ausländer

"Wir fordern eine Kennzeichnungspflicht für Ausländer und bieten an, die Eigenschaft als Österreicher oder Wiener zu testen. Was ja rein vom wissenschaftlichen Standpunkt völlig absurd ist. Was uns erstaunt und schockiert hat, die Leute haben das zum größten Teil geglaubt. Haben sich testen lassen und waren dann ganz stolz, echte Österreicher zu sein."

Eine andere Performancegruppe, "God's Entertainment", führte vergangenes Wochenende in Hallein eine "Abschiebung de Luxe" durch.
Freiwillige - keine Schauspieler - stellten sich zur Verfügung. Sie wurden tatsächlich per Minibus über die Grenze verfrachtet - nach einer würdevollen Abschiedszeremonie. Auch ein Eingeborener aus Wien unterzog sich dem Selbstversuch "Abschiebung auf eigenen Wunsch".

"Adieu Deluxe" - die andere Abschiebung

"Ich weiß jetzt viel besser, wie es den Leuten gehen muss, die abgeschoben werden. Trotzdem meine Abschiebung sicher eine der nettesten ist, die man bekommen kann: Ich bekomm' Getränke und ein Lunchpaket - und trotz all dieser Annehmlichkeiten ist einfach das Gefühl des Kontrollverlusts - so wie einem den Boden unter den Füßen wegziehen".

Keine Performance, sondern eine wirkliche politische Demonstration hat ein Musiker burgenländisch-kroatischer Herkunft mit dem klingenden Namen Willy Resetarits kürzlich veranstaltet; am 18. September vor dem Burgtor in Wien.

Die Verschärfung des Fremdenrechts in den letzten Jahren wird von den Verantwortlichen damit argumentiert, dass man Missbrauch vorbeugen wolle. Resetarits will gar nicht bestreiten, dass es den so genannten Asylmissbrauch gibt. Dies sei aber darauf zurückzuführen, dass Bürger aus Nicht-EU-Staaten oft keine legalen Einreisemöglichkeiten hätten.

Resetarits: Menschliche und faire Regeln schaffen

"Wenn man nur in Österreich bleiben kann für ein paar Monate oder ein paar Jahre, indem man Asyl beantragt, also einen Asylmissbrauch begeht, dann wird man Asylmissbrauch begehen, weil die anderen Türln alle zu sind. Ich verkenne nicht die Schwierigkeiten der Integration - das ist ein verdammt schweres Thema. Man kann es aber nicht behandeln, indem man sagt, alles Verbrecher, alle raus - man sollte sich dem Problem stellen auf eine menschliche und faire Weise, indem man gute Regeln schafft."

Und was sollte sich nach Resetarits' Meinung an der Fremdenpolitik ganz konkret sofort ändern? Er findet, dass die Migrations- und Asylsylagenden aus dem Innenministerium raus gehören und ein eigenes Ressort dafür eingerichtet werden soll. "Dieses Ressort sollte nach sozialen Grundsätzen und nicht nach polizeilichen Grundsätzen vorgehen; dass Leute, die im Sozialwesen geschult sind, diese Menschen betreuen." Die Polizei solle Gesetzesbruch verfolgen, aber "Menschen, die bei uns Schutz suchen, von einem eigenen Ressort aufgenommen werden".