Dokumentation von Roland Wehap

Burma Displaced

Seit fast 50 Jahren wird Burma von einer Militärjunta regiert. Am 7. November 2010 sollen dort nun erstmals seit 20 Jahren wieder freie Parlamentswahlen stattfinden. Der Grazer Roland Wehap schildert in seinem soeben angelaufenen Dokumentarfilm "Burma Displaced" die Situation im Land aus der Sicht zahlreicher Exilburmesen.

Mittagsjournal, 06.11.2010

Schon die ersten Sekunden des Films lassen nur wenig Raum für Illusionen. Zu hören ist da nämlich ein Tondokument, das aus Burma herausgeschmuggelt werden konnte mit der Stimme von Regierungschef Than Shwe. "Niemand wird mit der Gabe geboren zu töten. Wir müssen unser Herz stärken, um es tun zu können", sagt Than Shwe da.

Seine Menschenverachtung hat das Regime immer wieder unter Beweis gestellt. Bei der Niederschlagung der Safranrevolution 2007 und ein Jahr später, als der Zyklon Nargis das Land verwüstete und das Militär den internationalen Hilfsorganisationen wochenlang die Einreise verweigerte.

Nobelpreisträgerin von Wahlen ausgeschlossen

Jetzt hat sich die Regierung plötzlich ein Facelifting verordnet, denn vor zwei Wochen hat sie dem Land einen neuen Namen, eine neue Flagge und eine neue Hymne verpasst. Um den anstehenden Wahlen auch einen seriösen Anstrich zu geben. Alles eine Augenauswischerei, meint Regisseur Roland Wehap.

Friedensnobelpreisträgerin Aung San Su Kyi wurde übrigens schon im Vorfeld von den Wahlen ausgeschlossen, und ihre Partei aufgelöst. Bei den letzten freien Wahlen 1990 hatte sie einen Erdrutschsieg errungen, das Wahlergebnis wurde daraufhin von der Junta kurzerhand annulliert. Jetzt hat Aung San Su Kyi die Bevölkerung dazu aufgerufen, die Wahlen zu boykottieren.

Zersplitterte Bevölkerung

Dem Land fehlt aber nicht nur eine neue Identifikationsfigur, es fehlt ihm auch die nötige Einheit. "Das Volk weint, aber es hält nicht zusammen", singen die Rapper von Myanmar Future Generations im Film und bringen damit die Sache auf den Punkt. Tatsächlich hat das Militär leichtes Spiel, zeigt sich die Bevölkerung doch stark zersplittert. Die zahlreichen Minderheiten im Land sind untereinander oft zerstritten, und werden überdies noch von den Bamar, den eigentlichen Burmesen, diskriminiert.

Es scheint also wenig wahrscheinlich, dass es in Burma zu einer Machtablöse kommen wird. Als größte Hoffnung bleibt wohl, dass innerhalb der Militärjunta die Hardliner nach und nach von gemäßigten Kräften abgelöst werden. Dem interessierten Beobachter sei inzwischen Roland Wehaps Dokumentation "Burma Displaced" empfohlen, die derzeit leider nur im Grazer Rechbauer-Kino zu sehen ist.

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