Ausstellung in der Kunsthalle Wien

Kiki Kogelnik bei "Power Up"

Wenig bekannte Namen von Künstlerinnen wie Evelyne Axell, Jann Haworth oder Dorothy Iannone zeigen, dass der weibliche Beitrag zur Pop Art von der Kunstgeschichte bisher unterschätzt wurde. Auch die etwas bekannteren Namen wie Niki de Saint Phalle, Marisol oder Kiki Kogelnik können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Frauen in der Pop Art in den 60er Jahren ein Schattendasein führten.

Kulturjournal, 09.11.2010

Die Gesellschaft der 1960er Jahre war deutlich patriarchalischer strukturiert als heute. Frauen fanden meist nur über Männer Eingang in die Kunstwelt. Evelyne Axell war mit dem einflussreichen Kunstkritiker Pierre Restany eng befreundet, Jann Haworth war mit dem britischen Popkünstler Peter Blake verheiratet, mit dem sie gemeinsam den Grammy für das Cover des Beatles Albums "Sgt. Peppers Lonely Heart Club Band" erhielt, das aber heute nur noch mit Blake in Verbindung gebracht wird.

Und Dorothy Iannone verbrachte eine siebenjährige Partnerschaft mit dem prominenten Künstler Dieter Roth. Einblicke in diese Beziehung bietet jetzt ein nicht enden wollender Comicstreifen in der Kunsthallen-Schau. Die Themen sind sexuelle Unterwerfung, animalische Rohheit und eine geradezu ins Heilige sublimierte Sexualität.

Aufputz für Künstlerpartys

Die in Bleiburg geborene Kiki Kogelnik war die Verlobte von Arnulf Rainer, in den späten 1950er Jahren schon einer der Stars in der Galerie nächst St. Stephan in Wien. Arnulf Rainer meint heute rückblickend, er habe bemerkt, dass Kogelnik mit ihrem Stil nicht weiterkomme. So sei ihr Entschluss entstanden, nach Amerika zu gehen. "Wie man beobachten konnte, hat sie sich dort erst gefunden", so Rainer. "Ich mache mir natürlich indirekt Vorwürfe, dass schon wieder ein Maler eine Malerin an der Entwicklung gehindert hat."

Offensichtlich galt für die 50er und 60er Jahre in den USA, aber mehr noch in Europa: Künstlerinnen waren sexy Maskottchen der Künstler, die man seinem Galeristen vorstellte oder auch nicht, die aber jedenfalls die Künstlerpartys aufputzten. So formuliert es jedenfalls die Atelierkollegin von Kiki Kogelnik, Carolee Schneemann.

"In so einer eingefleischten Macho-Partie wie in der Galerie nächst St. Stephan braucht es ein Kontrastprogramm", meint der Kunsthistoriker Florian Steininger zu den Geschehnissen rund um die Galerie nächst St. Stephan zur damaligen Zeit.

Angela Stief, Kuratorin der Ausstellung

Sie spricht über den Stellenwert der Künstlerinnen in der männlich dominierten Kunstwelt der 1960er Jahre und über die Experimente und Materialien, mit denen die Künstlerinnen ihren männlichen Kollegen oft weit voraus waren.

Feministische Variante der Pop Art

Offensichtlich war Kiki Kogelnik bald klar, dass sie in Wien nicht weiter kommen konnte und ging mit ihrem US-amerikanischen Künstlerfreund Sam Francis, der damals schon bei der Documenta ausgestellt hatte, 1961 nach Kalifornien, ein Jahr später nach New York. Sie nahm sich ein Loft und freute sich über ihre Freiheit. Rasch gehörte sie zur New Yorker Kunstszene, Künstler wie Claes Oldenburg oder Roy Liechtenstein waren bei ihren Partys.

Auch wenn Kiki Kogelnik in New York rasch ins Zentrum des Kunstgeschehens vordringen konnte, ihre Bedeutung für die Pop-Kunst wird der Nachwelt erst jetzt langsam bewusst. Denn sie schuf - genauso wie ihre Künstlerkolleginnen - eine feministische und sehr sozialkritische Variante dieser Kunstströmung. Heute erst sieht man, es war eine besondere Spielart der Pop Art, die sich viel weniger von Oberflächenreizen blenden ließ, als die der männlichen Künstler.

Textfassung: Ruth Halle

Service

Dokumentation "Kikis Kosmos", 22. November 2010, 23:50 Uhr, ORF 2

Kiki Kogelnik Foundation
tv.ORF.at - Kikis Kosmos