Der Alltag einer Ehe

The Kids Are Allright

Eine äußerst gewitzte Familiengeschichte kommt in die heimischen Kinos: "The Kids Are All Right" zeigt mit feinem Humor eine Ehe mit Ermüdungserscheinungen und Kinder beim Erwachsen-werden. Was die Sache ein wenig unkonventionell macht: Die Eltern sind ein lesbisches Paar, gespielt von Annette Bening und Julianne Moore.

Mittagsjournal, 16.11.2010

Familie mit zwei Müttern

Zwanzig Jahre sind sie schon zusammen, die resolute Nic, eine erfolgreiche Ärztin mit leichtem Kontrollwahn, und die etwas verträumte Jules, die aus dem Bauch heraus lebt und sich gerade als Landschaftsgärtnerin versucht.

Wird Homosexualität im Kino thematisiert, dann meist in Form von Coming-Out-Dramen. "The Kids Are All Right" zeigt aber den ganz normalen Beziehungsalltag eines lesbischen Paares und nur allzu bald fällt es dem Zuschauer gar nicht mehr auf, dass es in dieser Familie zwei Mütter gibt.

Film für besseres Verständnis

"Ich sehe mich nicht als politisch engagierte Filmemacherin, auch wenn ich das manchmal gerne wäre", sagt Regisseurin Lisa Cholodenko. "Aber derzeit werden in den Staaten große Anstrengungen unternommen, gleichgeschlechtlichen Ehen eine rechtliche Grundlage zu geben und da freut es mich natürlich, dass mein Film gerade jetzt herauskommt und zu einem besseren Verständnis beitragen kann; dass nämlich eine gute Familie eine gute Familie ist, ganz egal, welchen Geschlechts die Eltern sind."

Leicht haben es die Eltern derzeit nicht, denn die Kinder drängen in die Selbständigkeit. Vor allem der 15-jährige Sohn bereitet ihnen Sorgen, weil der scheinbar ein Geheimnis mit sich herumträgt.

Samenspender Paul liebt die Sonnenseiten des Lebens, betreibt eine kleine Gemüsefarm und ein Restaurant und beginnt schnell, seine biologische Vaterschaft ohne Bindung und Verantwortung zu genießen. Mehr und mehr bringt er aber das Familiengefüge durcheinander.

Mit subtilem Humor

Regisseurin Lisa Cholodenko zeigt in ihren Szenen einer Ehe ein unglaubliches Gespür für den richtigen Tonfall. Ganz unverkrampft und natürlich sind die Dialoge, und die Szenen durchzieht ein subtiler Humor, der auch immer wieder Schmerz und Tragik durchschimmern lässt. Fünf Jahre hat Cholodenko am Drehbuch gearbeitet, nur um sich dann dem nächsten Marathon gegenüberzusehen:

"Es war unglaublich schwierig. Als wir das Drehbuch verschiedenen Studios zeigten, gab es zuerst zwar viel Interesse und lange Gespräche, letztendlich wollte aber niemand den Film finanzieren. Wir gingen deshalb zu unabhängigen Produzenten, die sich schließlich über das Thema drüber trauten. Aber es war aufreibend und wir mussten mit wenig Drehzeit und wenig Geld auskommen."

Nur 21 Tage standen für den Dreh zur Verfügung, was man dem Film aber an keiner Stelle ansieht, denn das Zusammenspiel der Schauspieler/innen ist fulminant. "The Kids Are All Right" ist damit gleichzeitig intelligent-amüsantes Gefühlskino und ein wunderbares Heilmittel gegen chronische Homophobie.